Zustellung

Vor einiger Zeit wurde mal eine zauberhafte Kolumne zum Thema „Online-Bestellung“ veröffentlicht. Von einem Mann zwar, aber nicht minder zutreffend. Was natürlich nicht heißen soll, dass Männer grundsätzlich keine Ahnung haben, wenngleich beim Thema „Einkaufen“ durchaus noch Luft nach oben ist. Zumindest bei den meisten. In dieser Kolumne wurde mit spitzer Feder darauf hingewiesen, dass das Online-Shoppen durchaus auch mit mehr Aufwand verbunden sein kann, als das klassische Bummeln und in ein Geschäft gehen, sehen, probieren, bezahlen und vielleicht auch noch beraten werden. Das, meine Herren, ist ein seltener idealer Ausnahmefall und natürlich würde ich über so etwas auch gleich eine Kolumne schreiben. Die Realität sieht hingegen wesentlich betrüblicher aus und nicht immer findet man genau das, was man sucht, weil man ja oft noch gar nicht weiß, dass man etwas sucht, geschweige denn wie genau es aussehen soll. Man weiß nur, welches Gefühl man haben möchte, wenn man es trägt. Oder dass man jetzt ganz genau das Konzept der Frau neulich auf der Rue Saint Honoré getroffen hat, der man ja schwerlich nachlaufen und sie nach allen Details fragen könnte. Davon abgesehen, dass man so etwas niemals tun würde, weil man es schon hasst, wenn einen andere kopieren. Egal.

Dann jedenfalls kommt das Online-Shopping gerade recht. Man sitzt auf dem Sofa, schaut einen Film, von dem man sich deutlich mehr versprochen hat und schnobert so durch die Online-Gazetten. Auf einmal poppt eines dieser unglaublich listigen und einfühlsamen Werbebanner auf und zeigt einen fantastischen Fellmantel. Natürlich weiß man, dass das zugeschnitzte Werbung und damit sehr böse ist, aber der Film ist noch viel böser, weil langweilig und ein Konto hat man ja eh bei dieser Firma. Kann man ja mal schauen. Und dann nimmt das Schicksal seinen Lauf, man bestellt noch ein schwarzes Kaschmirjäckchen der Lieblingsfirma und fertig ist die Laube. Zustellung in drei Tagen. Man freut sich, weil man es – gemäß Wettervorhersage – bereits Mitte September tragen kann….Irgendwann in diesen drei Tagen verlässt man dann selbst als homeofficeschaffender Freiberufler mal die Wohnung und schwupps wird das Paket geliefert. Die Abholkarte grinst einen hämisch an und zum hundertsten Mal fragt man sich, nach welchem Prinzip diese unergründlichen und geheimnisvollen Paketboten ticken? Mal legen sie es vor die Türe, mal geben sie es dem Nachbarn, mal in eine Abholbox und mal bringen sie es in eine Postfiliale, die sage und schreibe 2,4 Kilometer entfernt ist.

Wäre ich nun eine alte gebrechliche Frau und hätte mir eine Büchersendung für meine einsamen Abende bestellt, weil ich die Bücher nicht mehr nach Hause wuchten kann und hätte dann meinen Enkel (so ich einen hätte!!!) gebeten, mich dorthin zu fahren und die schweren Bücher zu schleppen, dann wäre ich gestern genauso wie wie viele andere vor dem Schild „Heute wegen Betriebsversammlung geschlossen“ gestanden. Und was dann? Dann müsste ich ihn entweder am nächsten Tag wieder bitten oder mit der Straßenbahn dorthin fahren, das schwere Paket holen und es nicht nur aus der Stadt, sondern auch noch diese ganze Strecke heimtragen. In diesem Punkt hat der kluge Kolumnist vollkommen Recht. Face-To-Face-Einkaufen hat auch Vorteile. Die sind jedoch eher im spontanen und eher zufälligen Jagderfolg begründet. Alles geplante und vernünftige Einkaufen, wie wir Frauen es eben schätzen, findet im Internet statt. Heute jedenfalls war die Filiale wieder offen und ich konnte ein RIESIGES Paket in Empfang nehmen, das kaum in mein Stadtfahrzeug gepasst hätte. Und was soll ich sagen? Den Mantel hätte ich im Geschäft in der Tat nicht gekauft. Und so auch nicht. Aber das Jäckchen, das ist ein süßes Dingelchen und darf bleiben. Es bleibt also unentschieden.

2 Gedanken zu „Zustellung“

  1. So richtig was zum Anziehen habe ich mir noch nie online gekauft. Nur zwei oder drei Pullis, 5 Paar Schuhe auf einmal um Porto zu sparen, Bücher, Bücher, Bücher, einmal Wolle, und so, das war es. Gut, kleine Metalltische für den Dachgarten, Hilfsmittel zum Unkrautjäten für den Fussballgott, Weihnachtsdeko etc………
    Doch jetzt fällt es mir ein, einen wunderschönen zweiteiligen Seiden-Sommeranzug, zwengs Krankheit und mangelnder Gelegenheit seit zwei Jahren nicht mehr getragen. Am liebsten kaufe ich bei Amazon ein und was es da nicht gibt, brauch ich nicht. Und des weiteren bin ich der Meinung, das muss ein Mann wissen, wie und wo wir unser Geld ausgeben.

  2. Ich bin doch tatsächlich anlässlich dieser Kälte der alten Methode aufgesessen und habe, weil ich es mir drinnen gemütlich gemacht habe mit Cappuccino, einen mir zugesandten Katalog durchgeblättert. Und obwohl ich dort nichts mehr bestellen wollte weil es immer so lange dauert, man ist ja verwöhnt heutzutage, einen Cardigan bestellt. Nein keine Strickjacke wie man früher sagte einen Cardigan. Er sieht sehr kuschelig aus hat verwegene Farbkombination für meine Verhältnisse, da seh ich bestimmt sehr jugendlich drin aus und ich hoffe er ist warm habe nämlich noch kein Unterhemdchen an was ich heute schon bereut habe.

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