Vögel sind nicht gleich Vögel

Alles gut gegangen. Dora ist noch da, allerdings recht verschnupft verständlicherweise, sie hat ja kein Email und kann nicht verstehen, warum mal Futter, mal keines. Basilikum gediehen. Jasmin duftet. Was will man mehr?

Unser lieber guter Massimo hat ganze Arbeit geleistet und alles prächtig erhalten. Vor allem das Unkraut (wir sprachen bereits darüber) ist eine wahre Pracht und wenn mich nicht alles täuscht, hat sich sogar wieder eine kleine Vogelfamilie eingenistet. Immer wieder sehe und höre ich Amseln rumfegen und auf dem Terrassenboden notlanden, was sie sonst eher nicht tun. Und sie gehen baden, weil sie hier sozusagen ein Vogel-Spa vorfinden und sich je nach Stimmung in Mandarinen- oder Zitronenwasser erfrischen können. Ist die Stimmung im Nest angespannt, ist vielleicht ein Schluck Lavendelwasser bekömmlich oder wenn der Hals kratzt ein Schnabel voll Salbeiessenz. Ist ein besonders großer Wurm gefangen worden oder hat man einen Rivalen erfolgreich verscheucht, dann ist der Siegerschluck aus dem Lorbeerbaum-Untersetzer die erste Wahl. Man findet als Vogel hier also Idealbedingungen vor. Weil auch keine Katzen rumlaufen, die Hunger haben, wenn die deutsche Frau sie nicht füttert….

Eben habe ich – weil ich dachte, es fände ein Gemetzel draußen statt – zwei Amseln beim Basilikum sehr lautstark streiten hören. Das scheint also keineswegs eine beruhigende Wirkung auf Vogelgemüter zu haben. Gerade sind schon wieder welche im elegant-kurvigen Landeanflug in den Oleander gebrettert. Da schau ich jetzt mal nach. Werde weiter informieren.

Kleines Postscriptum an Karl und Gertrud: Man braucht als Vogel nicht viel, um mein Herz zu erobern. Ich freue mich immer über Besuch, aber man muss sich eben auch benehmen können.

Slow food? Slow waiter!

Aufgrund von ausgesprochen widrigen Umständen kann ich jetzt überhaupt nichts von dem schreiben, was ich geplant hatte. Das muss alles warten. Wir sind in einem abgelegenen Teil Frankreichs auf einer Hochzeit und ich kann nur sagen: Olàlà! Alles schön gemächlich hier, vor allem aber der Service. Da zu dieser Hochzeit Menschen aus der ganzen Welt kommen, weil der Bräutigam eine lebhafte Familiengeschichte hat, musste sie bereits im Oktober angekündigt werden. Das bedeutet, dass auch dieses Hotel hier seit geraumer Zeit darüber informiert war, dass mehr als nur vier Wanderer oder frankophile Deutsche hier sein würden. Hat sie das in irgendeiner Form zur Planung veranlasst? NEIN!

In der Folge wurden wir heute Morgen beim Frühstück, das wir uns aus dem ersten Stock auf lila Plastiktabletts hinunter tragen mussten, gefragt, ob wir mittags einen Tisch wollten. Ja, gerne. Das war ein Fehler, der zu diesem sehr kurzen Eintrag geführt hat. Die gesamte Zeit, die ich fürs Schreiben eingeplant hatte, haben wir wartend verbracht. Über zwei Stunden. Der Kellner, es war einer, hat für jeden Salzstreuer einen Gang eingeplant. Es war mir so langweilig (siehe Foto), ich kann es kaum sagen, andere Gäste sind gegangen oder haben sich die Brotkörbe dann selbst geholt. Es war eine Frechheit. Und deshalb ist das ein kläglich kurzer Eintrag jetzt, denn ich muss mich umziehen und meinen Bauch, den ich nun nicht mehr wegschwimmen oder wegschlafen kann, in ein Kleid zwängen. Habe fertig.