Alles Empfindungssache

Die großartige Ildiko von Kürthy hat über die Jahre so viele wahre Dinge gesagt, dass ich mich frage, ob sie heimlich mein Leben mitlebt. Angefangen von „entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen“ bis hin zu ihrer Feststellung in der letzten Brigitte, dass sie offenbar deutlich schmerzempfindlicher ist als alle anderen Menschen. Beides kann ich voll und ganz unterschreiben. Fast nichts gibt es auf der Welt, um das ich mir keine Sorgen machen könnte. Und essen kann ich sowieso immer. Zum Beispiel schreibe ich diesen Blogbeitrag gerade jetzt nur deshalb, weil die Alternative ein halbes Pfund Nudeln wäre.

Gehe ich zum Arzt, muss ich die Blutabnehmerinnen jedes Mal sehr energisch um eine Liege bitten, weil ich fürchterliche Angst vor dem Blutabnehmen habe, auch wenn ich mich noch so sehr konzentriere. Glauben will mir das meist niemand, weil alle meinen, wenn man nicht klein, zart und blond ist, dann macht einem sowas gar nichts aus. Und als mein Vater vor ein paar Jahren die Segnungen eines Elektroschockgerätes (ich glaube, es heißt nicht genau so, aber die Bezeichnung trifft es in seiner Grausamkeit am besten) pries, wollte ich es natürlich auch ausprobieren und habe mich sofort wie in der Folterkammer gefühlt. Was für ihn ein angenehmes, muskelentspannendes Kribbeln war, hat mir echte Schmerzen bereitet.

Es ist also doch so, dass Schmerzen wie Wärme oder Kälte empfunden werden. Neulich beim Grillen habe ich in eine dicke Jacke gehüllt am Tisch gesessen, während alle anderen sich noch fröhlich Luft zugewedelt haben. Karl scheint übrigens auch eine besonders delikate Taube zu sein. Als ich gerade bei Starkregen die Markise rausgefahren habe, damit der ätzende Taubenunrat weggeschwemmt wird, ist er empört drunter raus geflattert. So eine Memme.

Ein Gedanke zu „Alles Empfindungssache“

  1. Bei Karl muss man sich einfach darüber im Klaren sein, dass Männer wirklich zarte, empfindsame Geschöpfe sind. Mir macht es z. B. garnichts aus, bei Regen ohne Schirm zu laufen. Mein Fußballgott dagegen, der Himmel ist blau und zarte Schäfchenwolken tummeln sich vereinzelt, ein sanfter, warmer Hauch streichelt die Haut. Bevor wir das Haus verlassen, bricht geschäftige Unruhe aus. Wo ist der blaue Riesenschirm? Es regnet sicher gleich! Gesucht wird ein Schirm, unter dem eine zehnköpfige Famile Platz hat. Bei allerschönstem Wetter wird dieses Monster mitgeführt und nur ganz selten gebraucht.
    Bei der Schmerzempfidlichkeit der sehr verehrten Bloggerin möchte ich feststellen, dass sie auf der weiblichen Seite sicher eine Ausnahme ist! Bekannt dagegen ist, daß Männer und auch Frauen aus südlichen Ländern wahre Mimosen sind.
    Grundsätzlich kann ich zu diesem Thema nur sagen, dass es sehr individuell verschieden ist, wie mit Empfindungen umgegangen wird. Ich persönlich habe es dick, wenn man bei mir Schwäche feststellen kann. Denn ich bin mit einem kleineren Bruder sozusagen auf dem „Kriegsschauplatz“ Kinderzimmer aufgewachsen. Es wäre ein Ehrverlust gewesen, irgendwelche Empfindungen zu zeigen. Nur beim Essen lasse ich mich gerne erwischen wenn es gut schmeckt. Das sichert die Aussicht auf mehr.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert