O M G

Es gibt und gab sie vermutlich schon immer (und ich habe auch schon darüber geschrieben, ich bin ganz sicher, mein Prunkschaf wüsste vermutlich sogar genau, wann und wenn nicht, würde sie nicht eher ruhen, bis sie es rausgefunden hätte) eine Straße in Paris, die man mit Fug und Recht das Paradies der Hobbyköche und Bonvivants nennen könnte. Durch Zufall habe ich diese Straße in einer für mich recht grauen Phase auf einem meiner längeren und meist etwas ziellosen Bummel um unsere Wohnung herum entdeckt. Ich dachte mir damals, dass wenn man die Rue Saint Honoré nur lange genug in die andere Richtung (die eine Richtung endet ziemlich jäh am Elysée-Palast und da möchte man ja nun wirklich nicht hin) geht, dann müsste man doch auch irgendwo rauskommen. Und siehe da, so war es auch. Noch ein paarmal ziellos abgebogen und ich war in meinem persönlichen Paradies. Nun möchte man ja meinen, das sei für Frauen bereits die Rue Saint Honoré, aber dem ist nicht so. Ich bin ein Jäger und mag es nicht, wenn alles vor mir ausgebreitet liegt und auch noch in der Preisklasse! Soeben hat mir auch noch eine Freundin bestätigt, dass es viel, viel toller ist, etwas günstiges wunderschönes zu schnappen, denn teuer kann jeder. Also bitte.

Also diese Straße jedenfalls ist der Wahnsinn. Auf der einen Seite sind lauter Geschäfte mit Fisch, Fleisch, Käse, Wein, Gemüse, Obst und weiß der Himmel was noch alles und auf der anderen lauter Cafés. Die reinsten Männer-Parkplätze (natürlich nur, wenn man in so geordneten klassischen Rollenverteilungshaushalten lebt wie ich!! ansonsten könnten natürlich auch Frauen dort ihren Caffe creme schlürfen, während ihre Haus- oder Kochmänner jagen gehen. Oder gar beide zusammen gehen einkaufen und danach ins Café – ach, es gibt so viele Möglichkeiten!). Es war immer mein Traum, hier einzukaufen und tatsächlich zerre ich mein gepunktetes Wagele wegen zwei Äpfeln oder einem Joghurt dorthin und wuchte es zentnerschwer von Rotwein, gesalzenen Mandeln, Schokolade, Garnelen, Mangold, Kaki und so weiter ein Stündchen später wieder nach Hause. Dort erwarten mich unangenehme Treppen, denn gleichwohl wir zwar einen gläsernen Aufzug in interessanter Triangelform haben, so beginnt er doch erst in der ersten Zwischenetage. Und dann muss ich auch noch sehr froh sein, wenn Wagele und ich zusammen Platz haben. Denn dass Umzugskartons nicht reinpassen, durften wir vor drei Wochen schmerzlich am eigenen Leib erfahren (ich möchte an dieser Stelle anmerken, dass ich das sehr wohl bereits nach einer ersten kurzen In-Aug-Nahme bemerkt hatte, aber mir wurde wegen mangelndem räumlichen Sehvermögens jede kompetente Meinung hierzu von vornherein abgesprochen, aber das ist ein anderes Kapitel zum Thema Rollenverteilung und so).

Heute jedenfalls hatte sich meine blinde Euphorie dahingehend etwas gelegt, dass ich bereits auf dem Weg dorthin links und rechts schauen konnte und meine Umgebung wahrnehmen konnte. Und was ich da so alles entdeckt habe, ist einfach Wahnsinn! Wahnsinn!! Da gibt es ein Geschäft – keine Ahnung, was für ein cooles Konzept dahinter steckt, vielleicht Großhandel?? -, in dem man sackweise getrocknete Früchte und feinste Schokolade und kandierte Rosen und Veilchen und Pfefferminzblätter kaufen kann, ein Schlaraffenland, ein Paradies wie schon erwähnt. Dort musste ich dann auch noch anhalten und das einzige, das meinen Mut momentan etwas abkühlt, ist die sehr berechtigte Sorge um meine Figur. Wie soll das gehen? Wein, Schokolade, Baguette? Ein Desaster. Allein, was kann man tun? Ich werde doch nicht mit Sport anfangen müssen?? Naja, jede Medaille hat zwei Seiten. Ich schau mal. Ich könnte andererseits auch mein Wägelchen immer ganz, ganz schwer vollladen und es dann noch durch ein paar Seitengassen ziehen und damit den Weg verlängern, aber inzwischen bin ich fast etwas verängstigt, auf was ich da stoßen könnte? Weitere Spezialitätengeschäfte? Ein zauberhaftes Bistro wie das bei uns hinterm Haus? Man mag es sich nicht ausmalen. Aber ich bleibe dran. Habe schließlich eine Verantwortung für Land, Leute und Kultur. Und meinen lieben Lesern das alles en Detail weiterzugeben.

2 Gedanken zu „O M G“

  1. Das hört sich ja wirklich nach Entdeckungsreise an. Ich bin immer wieder fasziniert mit welcher Energie die liebe Bloggerin ihr Umfeld in einem ihrer Wohnquartieren erkundet. Sie schafft sich damit immer diesem Mikrokosmos den man braucht um sich wohl zu fühlen. In diese besagten Cafés kann man bestimmt auch nett mal mit einer Freundin sitzen um Kaffee oder sonstiges zu schlürfen!

    1. Etwas „Sonstiges“ kann man hier praktisch überall schlürfen. Wir hatten gestern eine dreimal so hohe Getränkerechnung wie fürs Essen…..Werde weiter erkunden!

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