Notizen

Dass das Leben in und zwischen drei Wohnorten nicht nur aus Café au Lait, Cappuccino und Kaffeetrinken besteht, sondern auch zu einem Gutteil aus Organisieren und logistischer Planung, ist vermutlich jedem klar. Manchmal gleicht es eher einem Transportunternehmen, das internationale Güter hin- und herfährt. Nun habe ich Artikel des täglichen Bedarfs natürlich an allen Standorten und fahre nur Lieblingssachen hin und her. Seit die Airlines sich sogar den Transport von Gepäck bezahlen lassen und die Flughäfen trotz aller Bemühungen kaum in der Lage sind, die Herausgabezeit des Ausgabegepäcks unter der Flugzeit zu halten, wäre es auch kaum möglich, Schuhe, Jeans und weiße T-Shirts mitzunehmen. Und Kaschmirpullis kann man ja eh nicht genug haben, oder? Auch bieten verschiedene Standorte die klimatische Möglichkeit, diverse Schwerpunkte zu setzen. Durchaus gibt es Kleidungsstücke, für die Augsburg noch nicht reif ist oder ich mich zu Tode frieren würde. Aber wusch, gleiten wir schon wieder in die pseudoglamourösen Aspekte ab. Derweil wollte ich doch über was ganz anderes schreiben.

Über Briefe an einen selbst. Abenteurer und Vielreisende aus früheren Zeiten machten es vor. Sensible Geister sowieso. Zu Zeiten von Briefen und Postkarten schrieben sie sich selbst. Je nach Land waren sie weit vor den eigenen Zeilen wieder zu hause, aber wie groß war die Freude, zwischen ärgerlichen Rechnungen und immergleichen Werbesendungen die eigene Schrift zu erkennen und sich selbst an die schöne Urlaubszeit zu erinnern. Wieder andere hinterlegen gleich ganze Prophezeiungen über innenfamiliäre Entwicklungen beim Notar. Oder sie schreiben sich profane Notizen. Menschen wie ich, die Listen aller Art lieben und an Tagen mit hohem Frustpotenzial am liebsten noch „Atmen“ drauf schreiben würden, nur damit es abgestrichen werden kann, lieben es natürlich, Zettel zu schreiben, was am nächsten Standort beispielsweise zu kaufen ist: Gesichtscreme, Finishsalz oder besonderen Pfeffer zum Beispiel. Müllbeutel und Geschirrreinigertabs, die es in der Heimat besser und günstiger gibt, für den anderen. Und weil einen das Hirn trotz aller bester Vorsätze über die Wochen im Stich lässt, macht es Sinn, sich nicht nur zu schreiben, was man noch tun muss, sondern auch wie der Status-Quo ist.

So vergesse ich immer wieder, wann ich das Bett in Rom das zuletzt überzogen habe. Ich nehme mir vor, einen Rhythmus zu halten, aber wer weiß, wann man fliegt, wer kann sich erinnern, wie oft darin geschlafen? Warum wir auf der Welt sind? Und so weiter und so weiter. Seit ich mir diese netten kleinen Zettel schreibe und selbst die wieder vergesse, freue ich mich wie ein Eichhörnchen, wenn es unversehens im hintersten Winkel eines Astlochs einen Vorrat köstlicher Haselnüsse findet. Noch mehr freue ich mich, wenn da steht: Einmal geschlafen. Dann ist es zwar nicht mehr superfrisch, aber erspart mir, gleich nach der Ankunft zentnerschwere Matratzen zu beziehen. Auch bei der saisonalen Wiederinbetriebnahme von Ski- oder Badesachen kann ich mich fürchterlich freuen, wenn ich auf einen Zettel stoße, der mich daran erinnert, die Badetasche zum Schuster zu bringen oder dass die Ski frisch gewachst waren. Man sollte generell viel mehr mit sich selbst kommunizieren. Man ist ja nie derselbe Mensch und so bleibt es auch immer spannend. Echt.

2 Gedanken zu „Notizen“

  1. Ja, das mit den Notizen kenne ich. Auch ich bin ein Verfechter des Notizblocks. Nicht das neumodische Zeug im Handy, das man mit Teig verklebten Händen eh nicht aktivieren kann, um „Mehl“ aufzuschreiben. Nein, Kugelschreiber und Abrissnotitzblock! Da wird alles im Vorbeigehen notiert und man reißt ihn ab, wenn man aus dem Haus geht. Diese doch einfache Variante hat dazu geführt, dass mein lieber Mann sich dadurch aufgefordert fühlt, es zu erledigen, was ich wiederum toll finde, so habe ich es mir jetzt angewöhnt, alles darauf zu schreiben, was erledigt werden muss. Das spart Diskussionen, keiner fühlt sich gegängelt und es wird erledigt, nicht nur von mir !

  2. Neid ist mir fast fremd und der der Neid auf diverse Wohnsitze sowieso. Wenn ich mir diesen Stress vorstelle, mir das alles merken zu müssen, ich bin ja schon froh, wenn ich weiß, Montags kommt meine Hilfe und Montags werden die Betten überzogen. Jeden Montag! Auch wenn ich drei Tage nicht da war. Weil sonst komm ich durcheinander. Ich arbeite meine Dinge auch roboterhaft ab, weil sonst droht Chaos und dann sind die Betten nicht frisch, das ist mein fast allergrößter Albtraum, auch werden alle zwei Tage alle! Handtücher im Bad ausgewechselt, in der Küche kann das je nachdem, wer mit mir kocht, minütlich geschehen. Ich graus mich halt so leicht, auch Spülbürsten müssen fast ständig in der Spülmaschine stehen und sauber werden. Hatte ich schon gesagt, dass ich mich so leicht grause? Da reicht ein Wohnsitz, weil sonst komme ich doch irgendwann in eine Heiilanstalt.

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