Was bedeutet eigentlich Freundschaft?

Wikipedia definiert es wie folgt: „Freundschaft ist ein auf gegenseitiger Zuneigung beruhendes Verhältnis von Menschen zueinander, das sich durch Sympathie und Vertrauen auszeichnet. Eine in einer freundschaftlichen Beziehung stehende Person bezeichnet man als Freund oder Freundin. Freundschaften haben eine herausragende Bedeutung für Menschen und Gesellschaften. Schon antike Philosophen wie Aristoteles und Cicero haben sich mit der Freundschaft auseinandergesetzt.“ Aristoteles führt die Freundschaft noch weiter aus – klar, er war ja auch Philosoph: „Die Freundschaft unter Gleichen gilt für gleichgestellte Bürger. Man ist einander ebenbürtig. Diese Freundschaft unterteilt er weiter in Nutzen-, Lust- und Tugendfreundschaft. Die Nutzenfreundschaft bringt die Menschen zu einem Zweck zusammen. Fällt dieser Zweck weg, ist die Freundschaft gefährdet. Ähnliches gilt für die Lustfreundschaft, die rein affektiv begründet ist. Diese beiden Arten sind akzidentiell und labil. Stabil dagegen ist die Tugend- oder Charakterfreundschaft. Sie ist die Freundschaft um des Freundes willen. Hier kommt Aristoteles’ Mesotes-Lehre ins Spiel, deren Maxime zufolge das Maßhalten der Weg zu einem tugendhaften und erfüllten Leben ist. Sind sich zwei Personen in ihrer Tugendhaftigkeit ähnlich, so ist das die Voraussetzung für die vollkommene Freundschaft. Wie für jegliche Tugend gilt auch für die Freundschaft bei Aristoteles, dass sie durch wiederholtes Handeln zur Gewohnheit werden muss. Man übt die Freundschaft nur im alltäglichen Umgang. Die Teilhabe am Leben des Freundes und damit die räumliche Nähe sind nach Aristoteles für eine Freundschaft unerlässlich.“

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass meine Freundschaften aus den Zwanziger Jahren die stabilsten sind. Auch heute noch. Es war die letzte Zeit, in der ein Kennenlernen unter Gleichen noch möglich war. An der Uni hatten wir alle dieselben Startbedingungen. Manche kamen aus wohlhabenderen Elternhäusern, fuhren vielleicht schon BMWs, während andere „nur“ Golfs hatten, die einen haben ein Weißbier bestellt, die anderen schon einen ordentlichen Rotwein, allen gleich war jedoch die Angst vor der Prüfung, das gemeinsame Lernen und natürlich das gemeinsame Feiern. Gefrotzelt wurde liebevoll und fast immer vor dem anderen, hinter dem Rücken ging nichts. Und wahrscheinlich ist das auch bis heute das wichtigste Kriterium für Freundschaft, zumindest für gute Kameradschaft: Vertrauen, gemeinsame Erlebnisse und gemeinsame Ziele.

Geht eine Freundschaft zu Ende hat Wikipedia auch eine überraschend klare Definition: „Freundschaften werden, wenn sie nicht mehr funktionieren, entweder in der Schwebe gehalten, d. h. nur noch mit minimalem Aufwand gepflegt, oder beendet. Wie Arno Frank schrieb, sind solche Freundschaftsabbrüche – anders als Trennungen von Sexualpartnern – in aller Regel nicht von Aussprachen und expliziten Aufkündigungen der Beziehung begleitet, sondern erfolgen fast immer schleichend und ohne aufweisbaren Schlusspunkt, etwa dadurch, dass man den anderen immer seltener kontaktiert und auch Kontaktgesuche des anderen schließlich ganz ignoriert.“
Persönlich kann ich nur sagen, dass viele gemeinsame Jahre und nicht enttäuschtes Vertrauen ein so festes Band sind, das war mal locker hängen kann, zwischendurch gespannt sein darf, aber nur selten reißt. Ratschen und Intrigieren bringt es hingegen sicherlich zum Reißen. Dann war es aber auch vorher schon keine Freundschaft.

2 thoughts on “Was bedeutet eigentlich Freundschaft?

  1. Es ist Jedem bekannt, in Bayern gehen die Uhren anders. Das war schon so in den frühen 50er und 60er Jahren, als meine Mutter, wenn ich einmal abends fort durfte zu mir sagte: Und duze Dich nicht gleich mit Jedem. Da wusste ich Bescheid, Duzen ist nicht gut, eher Mist. Das Leben damals war von vielen Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen begleitet und so wurde man eigentlich an den schönsten Dingen des Lebens vorbeigeführt, man war immer vorsichtig, um ja keine Regeln zu verletzen. Heute im Rückblick muss ich sagen, dass es immer noch viele Menschen gibt, die ich lieber sieze und dass es ganz Wenige, an einer Hand abzählbar, die ich bis heute in mein Leben mitgenommen habe.
    Das sind die Menschen, denen ich vertraue, auch wenn wir in unserer Jugend nicht viel gemeinsam unternommen hatten, das war auch nicht wirklich üblich, Ausbildung, Schule, frühe Ehen und Kinder haben das verhindert, aber man hat sich nie ganz aus den Augen verloren, selbst hunderte von Kilometer zwischen den Wohnorten und Jahre der Kontaktlosigkeit haben nicht verhindert, dass dies heute wundervolle belebende Freundschaften sind. Meine Freundin Mariele aus Bad Tölz, die heute in Florida lebt, hatte ich dreißig Jahre aus den Augen verloren, gesucht, gefunden und es war wie immer, wie damals in unserem Internatszimmer am Tegernsee. Meine Schulfreundin Hazel habe ich 50 Jahre nicht gesehen und gesprochen, gesucht, gefunden und heute, wunderbar. So muss es sein. Ich bin glücklich, ich habe tatsächlich nur ganz wenige Mädels um mich, aber ich kann ihnen vertrauen. Und jetzt am Wochenende fahren wir zu meiner Freundin H. aus W., weil wir uns am kommenden Wochenende vor genau 30 Jahren kennengelernt haben. Eine ganz junge, wundervolle Freundschaft, die mir viel Freude und Sicherheit gibt. Das Wichtigste ist, so glaube ich, dass man keine Angst hat, verraten zu werden. Im wahrsten Sinne des Wortes.

  2. Nun stimme ich dem zu, dass Freundschaft manchmal eine komplizierte Sache ist. Es stecken oft Erwartungen dahinter, die man sich vielleicht nicht sagen traut oder falsch verstandene Worte, die man nicht mehr rückgängig machen kann. Selten findet man Jemanden, der weiß, was man denkt und fühlt und mit dem man sich sofort versteht, egal, wie lange man sich nicht gesehen oder gesprochen hat (siehe Prunkschaf). Ich lerne ja auch immer wieder Menschen kennen, man verbringt Zeit mit Ihnen, teilt sein Leben und seine Sorgen und plötzlich sind sie weg und irgendwie fehlen Sie gar nicht. Dann gibt es wiederum diese besonderen Menschen, mit denen einem etwas verbindet, man weiß nicht genau, was, aber man vertraut ihm oder ihnen.

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