Sternschnuppen

Momentan sind die Nächte der Sternschnuppen, in denen Wünsche in Erfüllung gehen, Liebesschwüre besonders haltbar sind und so mancher Sternengucker zu wenig Schlaf bekommt. Ich selbst habe bewusst, glaube ich, noch keine einzige „Stella cadente“ gesehen, zumindest kann ich mich nicht dran erinnern und das hat bestimmt auch einen guten Grund. Nur einmal in meinem Leben kann ich Sternen und ihrer Konstellation einen Anteil an der Erfüllung eines Herzenswunsches zuschreiben und das war vor ungefähr zwanzig Jahren als meine Stiefmutter mir sagte: Heute Nacht stehen die Sterne besonders, da geht in Erfüllung, was man sich wünscht. Und was soll ich sagen, ein wenig später hat es geklappt und wir sind nach Rom gezogen. Diese Wünsche ans Universum, von denen so viele sprechen, scheinen doch ihre Berechtigung zu haben.

Aber es müssen ja auch nicht immer große Dinge sein, für die man dankbar ist. Ich war gestern den ganzen Tag auf einem Boot, wir sind durch herrlich türkisklare Buchten in einer der schönsten Ecken Italiens geschippert, baden konnte man, Pizza essen und was noch alles mehr. Aber was ist? Man muss solche langen Tage auf dem Meer gewohnt sein, vor allem bei starkem Wind. Irgendwann ist es einfach – trotz Sonnensegel etc. – zu viel Sonne und zu viel frische Luft und dann gibt es nur noch einen Wunsch: geschlossener Raum und Schatten. Geschichten über Menschen, die wochenlang auf einem Schiffsteils übers Meer treiben, bekommen eine ganz andere Bedeutung. Ich weiß nun, für mich wäre das nichts, ich würde mich ins Wasser gleiten lassen und von einem Hai aufessen lassen.

Jedenfalls habe ich – trotzdem es ein wirklich schöner Tag war – abends eine so tiefe Dankbarkeit gespürt für Dinge, die als völlig normal und natürlich betrachtet werden. Für mein Bett, meine Hautcreme, meine Dusche, meinen frischen Schlafanzug, meine kuschelige Decke – einfach alles. Und habe kurz vor dem Einschlafen vor mich hin sinniert, dass es schon schön ist, wenn einem Universen und Sterne Wünsche erfüllen, aber man schon für viel weniger sehr, sehr froh und dankbar sein kann.

2 Gedanken zu „Sternschnuppen“

  1. Das mit den Sternen ist mir mittlerweile schnuppe. Ich habe in so vielen verheulten Silvesternächten auf ein gutes Neues Jahr gehofft und gewünscht und nichts ist passiert. Vielleicht ist sonst auch nichts passiert, also keine Katastrophen und andere schlimme Dinge nicht, die sonst eingetroffen wären, wer weiß. Was habe ich mir alles gewünscht, bei Sternschnuppen, ausgefallenen Wimpern, besonderen Zahlen und was da auch alles gibt, gestifteten Kerzen, ja, es hätte alles noch schlimmer sein können, aber mir langt es so schon.
    Und auch ich stelle fest, dass ich sehr reisemüde bin durch die Einschränkungen und das Alter und eigentlich, wie schon meine Mutter immer zu meinem fassungslosen Entsetzen feststellte, auch sagen muss, mein Bett ist mir das Liebste. Auch mein Umfeld alles, ich will eigentlich nicht mehr weg.

  2. Dass man doch mit so wenig zufrieden sein kann. Schön! Ich denke ja auch viel über das Gute und, leider Gottes, auch das Böse nach, das mir und anderen widerfährt. Ich komme aber nicht auf den wirklichen Sinn des Lebens. Sind es die Prüfungen, die man durchstehen muss, sind es die Krisen (die eigenen und schlimmer die der Liebsten), sind es die Krankheiten? Ich weiß nicht, was das alles soll und ganz ehrlich, ich könnte auch ohne sie leben. Auch die blöden Sprüche, dass muss man das alles durchstehen muss und am Ende des Tunnels ist alles gut. Ich weiß nicht, ob ich das alles noch glauben soll. Nun hat mich mein lieber Mann neulich Nacht aus dem Haus gelockt, weil irgend ein Sternenschnuppenhagel oder was weiß ich an uns vorüber ziehen soll. Ich fand das sehr romantisch, leider war es mir dann zu kalt und es war auch weit und breit keine Sternschnuppe zu sehen. Wenn ich eine gesehen hätte, ich hätte mir Gesundheit für alle Menschen um mich rum gewünscht und ein leichtes Leben, in dem es nicht nötig ist, sich irgend etwas zu wünschen, weil sowieso alles in Erfüllung geht. Wenn ich irgendwann mal da oben an die Tür klopfe und sich das alles hier unten nicht gelohnt hat, mei die bekommen was von mir zu hören.

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