Heute beim Gemüsehändler

Zu sehr unchristlicher Zeit, nämlich um vier Uhr morgens, mussten wir heute aufstehen, um den einzigen Flug nach Rom zu bekommen. Um diese Zeit bin ich noch nicht besonders aufnahmefähig, entgegen meiner Annahmen, wenn ich mal wieder mitten in der Nacht aufwache und nicht mehr einschlafen kann, was mich dann sehr wurmt, weil ich mir denke, dass ich doch eigentlich schon mordsviel unternehmen könnte. Stimmt gar nicht, wie ich heute festgestellt habe. Das frühe Aufstehen hatte allerdings den Vorteil, dass wir bereits um halb acht hin Rom waren und gegen acht Uhr zuhause, wo ich mich gleich mit Verve an mein liebstes Gerät nach dem Urlaub, die Waschmaschine, geworfen habe. Ich komme gerne nach Hause. Diesmal weniger gerne als sonst, aber schon auch gerne. Nach kurzer Rast haben wir einen kleinen Ausflug zum Obst- und Gemüsehändler, zur Reinigung und so weiter gestartet und dort durfte ich Folgendes – nicht unbedingt Bedeutungsloses, betrachtet man den größeren Zusammenhang – beobachten.

Der Obsthändler am Ende unserer Straße, die wie gesagt in einer wilden Gegend liegt, befindet sich wie die meisten anderen römischen Obst- und Gemüsehändler fest in nordafrikanischer Hand. Er dient als Anlaufstelle immer wieder neuer und junger Verwandter von alteingesessenen Hasen mit schwieligen harten Pranken und Fingernägeln, mit denen sie Schrauben rein- oder wahlweise rausdrehen könnten. Die ersten Worte, die sie lernen sind: „Ciao Bellissima“ und da sich ihnen die Bedeutung dieser Worte offenbar in keinster Weise erschließt (wie auch? Und wer hätte nicht schon Spaß dran gehabt, armen Nicht-die-jeweilige-Sprache-Sprechenden fürchterliche Wortwendungen beizubringen, auf dass sie im Restaurant statt eines Schnitzels eine Nacht mit dem schnuckeligen Kellner bestellen?!), rufen sie diese ihre neue Worterrungenschaft mit dunkelblitzenden Augen jeder noch so furchteinflößenden Matrone zu, die über ihre Schwelle tritt. Bin ich längere Zeit in Rom, kann ich mit mütterlicher Freude den Aufstieg in die Routine bei den zunächst scheuen jungen Wilden verfolgen und miterleben, wie sie dann nach gewisser Zeit einen noch Jüngeren zum Rumbossen an die Seite gestellt bekommen. Es ist ein reizendes Schauspiel und fast immer ist es von plärrender, wenig verständlicher, vermutlich orientalischer (?) Musik untermalt.

Heute geschah jedoch Folgendes: Kurz nachdem ich den Laden betreten habe, konnte ich beobachten, wie mein jüngstes Küken sich wacker mit ein paar Hausfrauen herumschlug, alles freundlich schäkernd, aber bestimmt. Er war stolz und froh, dass ich Zeuge davon wurde. Das sollte sich rasch ändern, denn dann kam ein Mann in den frühen Sechzigern an die Theke und herrschte ihn an, dass er ihm 15 Cent nicht zurückgegeben hätte und ob er denn glaube, er sei blöd?! Der Junge war recht verdattert, hat ihm das Geld gegeben und mich angesehen. Ich hab die Achseln gezuckt und gelächelt, aber er war sauer, gekränkt und empört, hat sich gebückt und ziemlich lange an der Musikanlage herumgewurschtelt und dann war auf einmal sehr fürchterliche, sehr laute Musik zu hören und jedes Lächeln aus seinem Gesicht verschwunden. In Zeiten wie diesen drängt sich dann schon die Frage auf, was alles passieren kann, wenn einem Jugendlichen ohne große Wurzeln und mit weniger Bestätigung Solches häufiger passiert. Musiklautdrehen hilft dann nicht mehr und ich komme wieder einmal zu dem Schluss, dass die meisten Ursachen schlimmer Taten an sich entsetzlich klein sind.

5 thoughts on “Heute beim Gemüsehändler

  1. Vier Uhr ist eine wirklich irre Zeit. Ich war nämlich heute Nacht bis 4.00 wach und bin dann vor Erschöpfung endlich eingeschlafen. Die Ereignisse der vergangenen Tage und Wochen machen es nicht leichter, auf diesen Blog einzugehen. Denn offensichtlich ist, dass nur völlig gestörte männliche, junge Menschen aus diesen sogen. gefährdeten Ländern fliehen. Ja wenn ich es nie gelernt habe, meinen Mund zu halten und mich anzupassen, kein Wunder dass es Ärger gibt. Unterdrückung ist die einzige Sprache, die diese Menschen haben, siehe Umgang mit den Frauen. Wenn die Flüchtlinge die Energie, die sie hier in Gewaltverbreitung und Lautstärke und Unangepasstheit stecken, zum Erhalt und Wiederaufbau ihrer Länder nehmen würden, hätten wir hier nicht 49 % Ausländer. Wir könnten in Ruhe und Frieden leben. Wer behauptet eigentlich, dass wir Arbeitskräfte brauchen? Wöchentlich werden tausende von Arbeitsplätzen abgebaut, Firmen geschlossen. Wir brauchen niemanden. Und wenn doch, dann müssen halt auch mal junge Harz 4 Empfänger, die es sich gemütlich eingerichtet haben, auch arbeiten. Ich hab so die Nase von von diesen ganzen unsinnigen Parolen und den unsäglichen Problemen, die in unser einstmals schönes Land gekommen sind. Gebe Gott, dass es bald ein Ende hat mit diesem Zuzug.

  2. Nun bin ich ja hier ein einem noch beschaulicheren Ort gelandet als der zuvor war und was soll ich sagen, hier ist die Welt in Ordnung. Und es ist gut so! Ich genieße es sehr, dass hier einfach nichts passiert, außer das der Hahn kräht oder der Esel ruft oder ich vollkommen überrascht, auf glücklich lebende Schweine treffe. Gut, die werden sicherlich irgendwann geschlachtet, aber ganz ehrlich, ich habe noch nie so glückliche und zufriedene Schweine gesehen. Da habe ich fast ein schlechtes Gewissen, dass ich gestern ein Stück von Ihren Kollegen gegessen habe. Nun um auf die Einwanderungspolitik zu kommen, ich habe auch Angst und glaube auch, dass wir sie nicht brauchen. So, jetzt ist es raus. Ich möchte auch wieder das alte friedliche Deutschland. Ist das nazistisch??? Ich bin kein fremdenfeindlicher Mensch, kann mir aber wirklich auch gut vorstellen, wie schnell diese jungen Kerle durchdrehen. Hier scheint allerdings die Zeit stehen geblieben zu sein und ich überlege, was besser ist und hoffe, dass auch bei uns wieder Ruhe einkehrt und wir friedlich Leben können. Im Moment könnte ich mehr sehr gut vorstellen, auf dem Land zu leben, Schweine zu züchten und ein paar Touristen zu bekochen. Aber wie das so ist im Leben, man will ja immer das, was man gerade nicht hat.

    • Eigentlich lebst Du auf dem Land und hast glückliche, dicke Ponies vor dem Garten und ich komme gerne und lass mich bekochen!!! Das kriegen wir hin!

      • Mare, wenn Du aufs Land ziehest und Tiere hältst, komme ich mit. Als Schaf. Bitte Einzelhaltung mit WLAN und kleinem Auslauf, halt Prunkschafmäßig. Futter nehme ich wie’s kommt, Wasser und hin und wieder darf ein Glas Weißwein dabei sein. Mein Namensschild auf der Hütte wäre schön, die Besucher sollen schon sehen, dass Du edlere Tiere hältst.

  3. Ja, das hört sich gut an! Wer kann schon behaupten, ein Prunkschaf zu halten? Das wird ein wunderbar gemütliches Leben!

Schreibe einen Kommentar zu Mare x

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert