Fensterplatz, Licht von links

Was wollen Menschen vom Leben? Im Leben? Was macht sie glücklich? Bei einem launigen Abendessen heute stellte sich heraus, dass einige (viele) Menschen vor allem einen Fensterplatz mit Licht von links möchten. Und ganz ehrlich, wenn man sich das mal genau vorstellt, ist es eine prima Sache. Außer man ist Linkshänder, dann wäre natürlich Licht von rechts besser. Aber die meisten sind ja Rechtshänder und dann ist das so wohl ideal. Bei einem großen deutschen Automobilbauer hatte man es geschafft, wenn man ein Eckbüro mit Blick auf den Ententeich im Park zugeteilt bekommen hatte und bei meinem Mann im Büro hängt Einiges davon ab, ob der Blick auf die Opera Garnier geht oder in Richtung Place Vendome. Wer soll da entscheiden, was besser ist.

Was ist es, was Menschen glücklich macht? Menschen, die kaum den Blick vom Computer heben, um herumzuschauen. Das Wissen, dass sie es geschafft haben, theoretisch einen schönen Blick zu haben, der in erster Linie Besucher beeindrucken soll und dies auch tut. Macht es sie glücklich, dass sie Mitarbeiter herumscheuchen können? Lebensverändernde Projekte voranbringen? Eine Mordsrente bekommen? Oder arbeiten sie einfach, weil sie die Raten für ihr Haus abzahlen müssen und die Kinder auf eine Privatschule gehen? Wenn ich in Rom ankomme, werde ich – zwar unter der Ägide unseres Berardos – von immer verschiedenen Taxifahrern abgeholt und einmal hab ich einen erwischt, der obwohl jung, wirklich weise schien. Als wir so rumgeplänkelt hatten, ob es in Deutschland schönes Wetter sei und wo ich lieber wäre, habe ihm wahrheitsgemäß gesagt, dass es in Rom zwar unzählige Dinge gäbe, über die man sich aufregen könnte, aber es eben auch eine sehr versöhnliche Stadt sei.

Und da strahlte er mich an als hätte ich ihm gesagt, dass er das hübscheste, klügste Kind auf Erden hätte und meinte, ja, genau, in Rom braucht man an einem solchen Tag nur eine Bank in der Sonne und eine Pizza Bianca mit Mortadella. Recht viel mehr kann man im Leben nicht erreichen um wahrhaft glücklich zu sein. Da könnte man nun trefflich drüber diskutieren, weil das Leben ja bekannterweise nicht aus eine Abfolge von Panini und Parkbänken besteht, aber rechnet man den Aufwand und den Ertrag einmal gegeneinander, dann sind die glücklichen Momente von Milliardären auf ihren Yachten sicherlich ebenso häufig oder rar wie die auf einer Parkbank in der Sonne. Wobei selbstverständlich überhaupt nichts gegen ein Brötchen auf einer Bank vor der eigenen Yacht spricht, nur damit wir uns hier nicht falsch verstehen. Oder eben ein Fensterplatz mit Licht von links.

2 thoughts on “Fensterplatz, Licht von links

  1. Woher das Licht kommt, ist mir ehrlich gesagt nun völlig egal, wenn es reicht um zu lesen. Mein aktueller Traum, unabhängig davon ob ich eine Yacht habe oder nicht, ist zur Zeit eine Handtasche, rot mit irrem Blumenmuster. Was soll ich sagen, es wäre mir das Wichtigste derzeit, egal ob es regnet oder sonst was tut. Dazu anzuziehen habe ich fast nichts, aber diese Tasche beschäftigt mein Rentner-Prunkschafhirn über Gebühr und ich muss sehr tapfer sein, um nicht einfach zu sagen, egal dass ich in den nächsten Monaten nichts zu Essen habe, aber diese Tasche muss her. Prioritäten sind einfach plötzlich da, und diese Tasche…..der pure Wahnsinn!

  2. Was will man vom Leben? Gute Frage, mit der ich mich auch schon lange beschäftige. Ob nun das Licht von links oder rechts kommt, ist wohl wirklich egal. Es muss für jeden das rechte Licht sein, ob Brötchen auf oder vor der Yacht, mei, das muss ja jeder selber entscheiden. Ist man glücklicher, wenn man reich ist oder arm? Soll man Kinder haben oder nicht? Oft kann man das ja alles nicht selber entscheiden, das Leben spielt einem manchmal was Schönes zu und manchmal eben nicht. Soll man dem, das man nicht erreicht oder bekommen hat, nachtrauern oder einfach weiter gehen und warten, was das Leben einem noch beschert? Nicht immer kann man die richtigen Entscheidungen treffen, wird manipuliert und beeinflusst und weiß das leider erst viel später. Es ist ganz schön schwer, zu entscheiden, woher das Licht kommen soll!

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