Tücken der Schönheit

Es gibt in meiner Familie ein zauberhaftes Mitglied, das die Hoffnung niemals aufgibt, dass aus mir eines Tages jemand wird, der sich ordentlich um Haare, Haut und Nägel kümmert. Bitte, man soll sich keine falschen Vorstellungen machen, ich laufe nicht verlottert herum, wasche und creme mich regelmäßig, nur eben nicht ausführlich und mit viel Verschiedenem. Um mich für einen Ball herzurichten, brauche ich in etwa gleich lang, wie ich an einem normalen Dienstagmorgen auch brauche. Seit ich zur Maniküre gehe, fallen zwar lackieren, fluchen, ablackieren, Mann fragen, ob er es nicht ausnahmsweise mal übernehmen könnte, blöd anreden lassen, man sei weder Maler noch Kosmetiker, drauf hinweisen, dass andere Männer das auch täten, anhören, dass andere Männer ihre Frauen schlügen oder fremd gingen, etc.p.p. weg und ich muss nur noch etwas mehr Rouge auftragen, weil das Licht gewöhnlich schummriger ist. Aber ansonsten würde mich auch mein Bäcker auf einem Ball erkennen.

Das mit der Maniküre mache ich auch nur, weil ich in Paris ohne lackierte Finger ein Paria wäre, was zwar phonetisch, dafür aber mir nicht passen würde. Jedenfalls wäre ich ohne die nimmermüde Hilfe aus der Familie, die auch noch mit einer hohen Frustrationstoleranz gesegnet ist, keinesfalls dort, wo ich heute bin. Ich benutze jetzt Augencreme (wenn ich zu faul bin, mir das ganze Gesicht einzureiben), Masken (wenn ich wenig schlafe) und diese fabelhaften Ampullen, wenn ich meine Freundinnen neidisch machen möchte. Und seit heute benutze ich auch noch einen Lockenstab, der, wenn mich nicht alles täuscht, aus Keramik ist, was an sich schon mal beeindruckend ist. Man darf ihn nur im trockenen Haar verwenden und das kommt mir sehr zupass, denn meist fällt mir bei trockenem Haar auf, dass es fusselig wirkt und keinesfalls in den dicken, glänzenden Flechten an mir herunterfällt, wie ich mir das so vorstelle.

Da der Stab neu ist und daher habe ich ihn selbstverständlich gleich heute mit großem Engagement und viel Körpereinsatz ausprobiert. Während sich Mare noch Rat bezüglich einer Butterdose und einer Pfanne geholt hat, habe ich mich dann wohl etwas beim Erklären bewegt, jedenfalls war der damit angerichtete Schaden fürchterlich und scheinbar irreversibel. An einer tückischen Stelle am Hinterkopf hat sich der Stab in meinen Haaren verkeilt und verheddert und zwar so, dass kein Vorwärts und schon gleich kein Rückwärts mehr möglich war. Aufsteigende Panik habe ich gekonnt weggeatment, eine angerufene potenzielle Hilfe war mit ihrem Kind beschäftigt und bei meiner Mutter war dauerbelegt, bzw. sie ging nicht hin. Das war mir wurscht, ich habe so lange angerufen, bis es geklappt hat. Mutter kam und war auch wirklich überrascht, wie sowas gehen könnte, aber mit unermüdlicher Kleinarbeit, viel mütterlicher Geduld und großer Tapferkeit von meiner Seite kann ich mit Stolz sagen, dass ich heute Abend ohne Bürste im Haar, dafür mit schönen, glänzenden Wellen aus dem Haus gehen kann. Muss noch etwas üben.

2 thoughts on “Tücken der Schönheit

  1. Bereits beim Anblick dieses Geschenkes standen mir innerlich die Haare zu Berg. Ursprünglich habe ich innerlich abgewiegelt, weil ich dachte, es stellen sich ja nicht alle so doof an wie ich. Bei mir genügt eine stachelig bis borstige Rundbürste um ein heilloses Durcheinander auf meinem Kopf anzurichten. Wobei es völlig egal ist, ob vorne, seitlich oder hinten. Verkeilte Rundbürsten kenne ich überall auf meinem Kopf. Jetzt nehme ich sie nur noch für die Ponys, da geht selten was schief. Als das Problem bei der sehr geehrten Bloggerin gelöst war, dachte ich ernsthaft darüber nach, ob ich die beiden, die Haarbürste und die Bloggerin, alleine lassen könne. Man will ja auch mal entspannt ins Bett gehen und nicht immer die Stiefel danebenstehen haben, wegen evtl. Noteinsätze. Mal sehen, wie das weitergeht.

  2. O mein Gott ! Ich bin entsetzt und fühle mich etwas mitverantwortlich, weil ich die Ablenkung war. Auf jeden Fall habe ich eine mörderteure Pfanne und eine im Vergleich günstige Brotdose gekauft in einem Fachgeschäft, das die sehr geehrte Bloggerin wärmstens empfohlen hat. Wurde ganz zauberhaft von einem jungen Mann bedient, der den Vorteil hatte, keine emotionalen Hausfrauentips zu geben. Bin sehr zufrieden und brate alles, was der Kühlschrank hergibt, zur Freude meiner Familie.

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