Nachtskifahren

So was Cooles kann man sich gar nicht vorstellen. Wir haben es durch die großartige Idee eines Skiortes, der ansonsten alles andere als touristenfreundlich ist, geschafft, innerhalb von 24 Stunden neun Stunden skizufahren. Ab halb sieben kann man am Wilden Kaiser mit einer Nachtskifahrkarte bis 22.30 Uhr bei genialstem Flutlicht die frisch präparierten Hänge hinunter brettern, auf einer Hütte gemütlich Abend essen und dann hinab ins Tal rasen. Das einzig Gefährliche sind die Rodler, die meist sturzbetrunken von ihren Rodeln kullern und kreuz und quer auf dem Ziehweg herumliegen. Fährt man nach 22.30 Uhr, haben Profis Stirnlampen oder klemmen sich ihre Iphones mit Taschenlampenfunktion in den Helm. Echt sehr lässig.

Ich konnte mir das zunächst gar nicht vorstellen, aber wieder mal hat sich gezeigt, dass es sich fast immer lohnt, etwas Neues auszuprobieren, gar etwas zu wagen. Das tun ja im mittleren Alter eher die Wenigsten, wobei natürlich das Nachtskifahren eine sehr harmlose Variante des Safety Zone verlassens darstellt. Diese Safety Zone verlassen Menschen mit festem Partner, Eigenheim und langjährigem Job sowieso nicht gerne, ist mir gerade in letzter Zeit aufgefallen. Ansichten, die anders sind als die eigenen, werden nicht mal mehr hinterfragt, sondern mit hochgezogenen Augenbrauen quittiert und einem schmallippigen „mhm, ahhhhhja“ kommentiert. Vielleicht noch ein „so?!“, aber das ist beinahe schon aufgeschlossen.

Ich muss dann oft lachen, weil ich das sehr alt finde und tatsächlich machen einen fest gefahrene Meinungen auch alt. Überzeugungen und Werte liegen idealerweise ja fest verankert in einem drin und sind Kompass für alles, was neu herein kommt, aber wenn gar nichts Neues mehr herein kommen kann, werden Werte und Überzeugungen gar nicht mehr abgerufen bzw. gefordert und dann verkümmern sie oft auch. Oder sie entwickeln sich zurück. Ich für meinen Teil kann jedenfalls sagen, dass es einen wahnsinnigen Spaß gemacht hat und ich mir vorgenommen habe – auch durch den Youtubefilm, den mir eine Freundin geschickt hat und der von einer Frau handelt, die einen Selbstversuch mit dem Jasagen zu neuen Dingen gemacht hat -, jeden Tag etwas Neues auszuprobieren. Und wenn es nur ein neues Rezept ist.

5 thoughts on “Nachtskifahren

  1. Das klingt ja alles wunderbar und auch sehr nachahmenswert. Also meine Versuche, vom Althergebrachten abzuweichen, gipfelten bis gestern darin, abends einfach dann zu schlafen, wenn ich müde bin. Ist nicht wirklich praktisch, denn von 19.00 bis 22.30 schlafen, dann lesen macht jeden noch so gutmütigen Partner leicht nervös. Werde mich auf Anderes kaprizieren. Nur was? Bin derzeit doch sehr träge, warte sehnsüchtig auf den Frühling und Inspirationen.

  2. Das hört sich tollkühn und verwegen an! Ich bin ganz der Meinung der Bloggerin, einfach mal „ja“ sagen, aus seiner Komfortzone raus kommen und etwas erleben. Nichts macht einen älter als die Angst vor etwas Neuem. Ich gebe den Kampf nicht auf, das auch meinem näheren Umfeld beizubringen.

Schreibe einen Kommentar zu Prunkschaf x

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert