Rotbarben in Paris

Als wir heute in Paris angekommen waren, haben wir für den Heimweg vom Bahnhof gleich die Métro genommen, weil die Innenstadt mehr oder weniger gesperrt ist und unsere Gegend sowieso. Die Öffentlichen Verkehrsmittel sind die nächsten Tage gratis, eine Initiative der Stadt, weil viele Zufährst- und Ringstraßen gesperrt sind. Das macht sich zum Beispiel auf der Rue de Rivoli mit sonntagmorgendlicher Ruhe bemerkbar und ist eigenartig. Auf der Rue Saint Honoré ist es nur ein wenig ruhiger, aber da bemerkt man die Unterschiede zu einem normalen November nicht so stark.

Natürlich hat mich mein erster Weg zum Waschsalon geführt und in der Folge dann zu einem Café, um einen Espresso zu trinken, während gewaschen wurde. Und ich muss sagen, die Pariser, so schwierig sie sein können, ringen mir Respekt ab. Das Hofzeremoniell, die Etikette, die Haltung, das haben sie einfach drauf. Keiner lässt den Kopf hängen, keiner geht langsamer, keiner wirkt besorgt oder gar ängstlich, da kann man nur den Hut ziehen. Aber was sollen sie auch tun? Die Arbeit geht weiter, Kinder müssen weiter zur Schule gebracht werden, Wäsche gewaschen werden. Verwunderlich ist vielmehr, dass das große Audi-Zentrum auf dem Marché St. Honoré aufwendig umbaut und grade hier kommt man nicht umhin sich zu fragen, ob die ihr Geld im Moment nicht für was anderes brauchen können?

Im Supermarkt dann habe ich tiefgefrorene Rotbarbenfilets entdeckt, die ich sehr gerne mag, sie aber meist nur frisch kaufe wegen der Futtermittelzusätze in Fischzuchten. Ich habe sie heute doch genommen, denn erstens bin ich in Paris und da ist man auf blöd ganz anderen Gefahren für Leib und Seele ausgesetzt und ein bisschen Fisch-Antibiotikum wird da nicht schaden und zweitens ist es in in der Stadt momentan nur deshalb so leer, weil über die Erderwärmung, die Plastikberge in den Meeren und die Umweltverschmutzung durch Schwermetalle in den Meeren oder Chemie- und Industrieabfälle diskutiert wird. Vermutlich ist inzwischen ein gefangener Meeresfisch ungesünder als sein medikamentös behandelter Kollege aus dem Bassin. Bon Appétit e bonne chance kann ich da nur sagen.

2 thoughts on “Rotbarben in Paris

  1. Nachdem ja ab heute der Klimawandel endlich in Angriff genommen wird, haha, kommt es auf die Rotbarbe wirklich nicht an. Schließlich wissen wir ja noch nicht allzu lange, woran es liegt, daas jetzt die schlauen Köpfe in Paris sitzen und sagen „kommt lässt uns anfangen“. Sa lacht man sich doch echt tot. Nichts haben wir geschafft, im Gegenteil immer mehr Plastik, ich sage nur Kaffeekappseln, da erscheint einem das Dosenpfand wirklich als ausgesprochene Verarschung. Entschuldigung, aber da fragt man sich schon! Nun hoffe ich, daas die liebe Bloggerin nicht anderen Gefahren begegnet und nur ein bisschen Antibiotika schluckt.

  2. Das Paris, das die sehr verehrte Bloggerin jetzt beschreibt ist eigentlich das Paris das ich seit ca. 25 Jahren kenne. Immer voll von Sicherheitsmaßnahmen und schwer bewaffneten Soldaten und Polizisten. Abmontierte Papierkörbe, Taschenkontrollen an und vor den Kaufhäusern, gesperrte U-Bahnzugänge etc. das ist fast normal. Deshalb gehen die Pariser so gleichmütig mit den neuerlichen Vorfällen um, mögen sie noch so grausam und entsetzlich sein. Aber es ist doch tatsächlich so, man kann und darf sich nicht aus seinem Rhythmus bringen lassen, das Leben geht weiter. In solchen Situationen gewinnen diese leicht hingesagten Sätze plötzlich an Substanz. Wir versuchen doch alle, egal was in unseren Leben passiert, nach Möglichkeit so weiterzumachen, als wäre nichts passiert. Nur deshalb dreht sich die Welt noch, manchmal etwas langsamer bis wir wieder Tritt gefasst haben, aber dann geht es weiter! Also freuen wir uns über jeden schönen Tag, jeden glücklichen Moment und jede freundliche Geste, die uns von fremden Menschen zuteil wird.

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