Aus gegebenem Anlass muss ich noch einen Beitrag schreiben und weil ich nicht sicher bin, ob es die nächsten Tage klappen wird, sozusagen auf Vorrat. Und weil es einen ganz besonderen Anlass gibt, der fast so toll ist, wie der erste Schnee: die ersten Kirschen!
Kirschen sind fast das einzige Obst, das es noch hauptsächlich saisonal gibt. Ok, und Spargel. Aber erstens ist das kein Obst und zweitens ist es bei Kirschen irgendwie noch mal viel toller. Ich habe gestern in meiner Lieblingsstrasse in Paris, der Rue Montorgueil ein Kilo zum horrenden Preis von sieben Euro gekauft. Aber sie sind so groß wie Aprikosen und wahnsinnig gut. Ich finde Kirschen das weltallerbeste Obst und könnte (und werde) mich wie jedes Jahr um Sinn und Verstand fressen daran. Leider habe ich letztes Jahr, als es mir nach eineinhalb Kilo abends mal recht schlecht ging am nächsten Morgen, nachgeschaut, ob mein Zustand vielleicht mit ihnen in Verbindung steht. Tatsächlich haben diese Biester irre viel Kalorien. Und ich war schon so froh, dass es ein Obst gibt, das mich so entzückt. Tant pis, wie der gepflegte Franzose sagt und jede Leidenschaft hat ihre Schattenseiten.
Dass ich Kirschen so sehr liebe, liegt sicher auch an meinen romantischen Jugenderinnerungen, als wir auf einem Baugrundstück auf einem Kirschbaum saßen und uns fast bis zur Bewusstlosigkeit vollgestopft haben. Romantische Dates waren inklusive. Wobei die tatsächlich angesichts der Kirschen nebensächlich waren. Und da soll noch einer sagen, Essen sei der Sex des Alters!
Dann gab es noch den Kirschenmann, der aus einem Nachbarort regelmäßig bei uns geläutet hat und diese herrlichen prallen, noch warmen Kirschen steigenweise und sehr günstig verkauft hat. Seine Kirschen haben mir zwar fast meinen Abschlussball vom Tanzkurs ruiniert, weil mein Kleid nach zwei Kilo nicht mehr so gepasst hatte wie zuvor, aber jede einzelne von ihnen war es wert.
Kirschen sind wunderbar. Und eigentlich ist es schade, dass man alles Andere immer haben kann. Bis auf Schnee halt.
P.S. Zwei Stunden später: Meine Güte ist mir schlecht. Vielleicht lege ich dieses Jahr eine Vernunftpause nach einem Pfund ein. Das hält ja kein Mensch aus.
Also zu den Kirschen möchte ich eigentlich am liebsten sagen – und führe mich nicht in Versuchung -. Grauenvoll. Nicht einmal im 9. Monat – wo ich 32 Pfund! zugenommen hatte – war mein Buch so aufgedunsen. Jeden Sommer musste ich in der Kirschenzeit geführt werden wie ein Pferd bei schlimmer Kollik. Selbst wenn ich mir vorgenommen hatte vernünftig mit den 20 Pfund (vielleicht auch etwas viel) Kirschen umzugehen, plötzlich war mir ganz übel. Sie sind mir einfach in die Hand gesprungen und dann rasend schnell verarbeitet worden. Vergangenes Jahr habe ich erstmals aus Vernunft und mit Blick auf meinen mittleren Ring auf Kirschen verzichtet. Heuer wird das nicht passieren und wenn es mich umbringt. So ein bischen Bauchweh, was macht das schon, man muß nur schauen daß man nicht in Gesellschaft ist beim verschlingen dieser roten kleinen Köstlichkeiten. Wenn man noch laufen kann, bieten sich Spaziergänge am Meer an. Man trifft sich!!!!
Oh Gott, ich habe es getan und! Wasser nachgetrunken. Das Ergebnis, erschütternde, krampfartige Bauchschmerzen, wo wohl die Luft alle herkommt? Wird die in mir gemacht? Und noch schlimmer, zwanghaft mußte ich alle, auch wirklich alle gegen besseres Wissen aufessen. Ich weiß jetzt auch nicht, soll ich Besserung geloben, ich kann es eh nicht verhindern wieder so zuzuschlagen, oder den Kirschen ihren Lauf lassen. Wenn welche da sind, werden sie gegessen. Basta. Man will ja keinen Schenkenden verärgern.
Heute Nacht bin ich aufgewacht und habe im Liegen gegen eine hautfarbene Wand geschaut. Diese gehörte mir und tat weh! Das war das Luftbehältnis meines Körpers. Das Nachthemd war nicht nur zu kurz, sondern auch zu eng diese Kugel zu verhüllen. Unter so extremen Bedingungen wie nach einem Kilo Kirschen beginne auch ich zu denken und ich habe ganz schnell und beherzt, solange der Bauch noch weh tut, gebeten KEINE Kirschen mehr zu liefern. Das Thema Kirschen ist hiermit für dieses Jahr endgültig vom Tisch, aus dem Bauch.
Das wird gemeinhin Feigheit vor dem Feind genannt.
Naja, gegen eine Babyhand voll mit Kirschen ist auch nichts einzuwenden.