Was aus Kindern wird

Neulich hatte ich ja die Gärtner da und weil ich sie schon seit Jahren immer wieder da habe, zumindest einen von ihnen, spricht man schon mal das ein oder andere private Wort, wenn nicht gerade ein Zwei-Zentner-Kübel über die Reling zu wuchten ist. Wasile hat mir dieses Mal zum Beispiel erzählt, dass seine beiden Töchter nun Ärztinnen sind. Das finde ich sensationell. Aber auch einen großen Druck auf beiden Seiten. Der Vater schafft sich den Buckel krumm, damit seine Töchter studieren können, macht sich sicher immer Sorgen, ob auch genügend Gärten zu betreuen sind und die Töchter wissen, welche Opfer ihr Vater für sie und ihre Zukunft bringt. Sie wissen, dass sie es mal besser haben sollen.

Dass das nicht immer gut enden muss, wissen wir spätestens seit ein paar Tagen, denn auch der tunesische Student war in einer solchen Situation, dass seine Eltern und auch ein Teil der Verwandten für ihn, seine Zukunft und sein Studium zusammen gelegt haben sollen. Auch er sollte es besser haben, war die Hoffnung der Familie und war vermutlich panisch, ihr nicht gerecht zu werden. Das soll keine Erklärung und schon überhaupt gar keine Entschuldigung sein, denn wie jeder weiß, ist jede, aber auch wirklich jede Tat verständlich, geht man ihr nur genau nach. Aber das will man eben nicht immer und darf man auch nicht. Manches ist einfach absolut böse und nicht relativ verständlich.

Wie Kinder sich herauswachsen, ist bestimmt oft ein Mysterium. Ich bin in der Lage, das von außen zu betrachten und oftmals hin- und hergerissen zwischen Dankbarkeit und Wehmut, allerdings immer in der festen Überzeugung, dass die meisten Probleme hausgemacht sind. Heute an unserem römischen Pool durfte ich zum Beispiel Zeuge einer wirklich ausgiebigen Knutscherei (mit Zunge) werden und …. dass ich alt werde. Ich fand es unmöglich. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir alten angestammten Poolgeher uns unsere Liegen von weiß Gott wo herziehen, um unseren Ewigstudenten Luca nicht allzusehr vom Kartenspielen abzuhalten und dieses scheußliche junge und auch tyrannische Ding sich mit ca. 17 Jahren die Liege herziehen lässt. Und dann noch rumknutscht, dass keine mehr weiß, wohin schauen. Da fragt man sich dann schon, wie es bei denen zu hause aussieht und was aus so einem nassforschen jungen Ding mal werden soll. Ärztin sicher nicht. Da würde ich drauf wetten. Gärtnerin schon drei mal nicht.

4 thoughts on “Was aus Kindern wird

  1. Es war einmal, damals, vor ca. 55 Jahren, so beginnen wir älteren Menschen gern unsere Vorträge an die heutige Jugend, obwohl ich sagen muss, leider (!) die sehr verehrte Bloggerin zählt auch nicht mehr direkt zur Jugend. Trotzdem muss das jetzt mal gesagt werden, als ich ca. 20-23 Jahre alt war, gab es noch den Kuppeleiparagraphen, der einfach alles verboten hat und halt meine Mutter mit dem Horrorspruch: solange du deine Beine unter…… Es war einem trotz Volljährigkeit mit 21 alles verboten, vergällt. Aber, im Nachhinein betrachtet, haben mich diese rigiden Verbote vor Vielen bewahrt. Es gab auch in Spanien ein Bikiniverbot am Strand und eine Watschn von meiner Mutter, wenn sie mich mit einem Knaben erwischt hätte. Italien war streng katholisch und der Austausch von Zärtlichkeiten in der Öffentlichkeit war undenkbar, auch das Benutzen von schlimmen Worten, die heute zu meinem Entsetzen auch Menschen meines Alters im Fernsehen einfach mal so sagen, war undenkbar. Mir gefällt diese neue sogenannte Freiheit gar nicht. Sie erleichtert das Leben überhaupt nicht und ein Ruf ist schnell ruiniert. Und dann wird man Prinzessin in Schweden. obwohl man sich mal fast ganz ausgezogen hat, oder in Norwegen obwohl man der Drogenszene angehört hat. Ich bin ein bürgerlicher Spießer und würde immer wieder auf eine gute Erziehung achten. Das ist zwar Arbeit, aber es lohnt sich. Allein hier im Blog sind zwei wunderbar freundliche, höfliche und gut erzogene Damen! Das ist schön.

  2. Oh vielen Dank! Als ich das Bild gesehen habe, wusste ich sofort, dass das gar nicht geht, so was haben wir früher in irgendeinem Park hinter Hecken gemacht oder sind in den Wald gefahren und haben am Lochbach uns recht gschamig den ersten Kuss gegeben. Auf gar keinen Fall hätte man vor Erwachsenen (alten Menschen) rumgeknuscht. Das nennt man Respekt und Rücksichtnahme, aber diese jungen Flitscherln meinen, sie können alles tun. So wie die Tierhaltung im Garten. Meine Beschwerde wurde übrigens freundlich abgeschmettert. Jetzt etwas in eigener Sache: wir müssen aufpassen, dass wir nicht so alte meckernde Weiber werden und uns ein bisschen Coolness bewahren, weil immer Recht haben macht keine Freunde.

  3. Ihr seid ja noch so junge Dinger, ich übernehme den Part der alten Meckerliese! Das passt schon, ich weiß schon, wann und wo ich die Stimme erheben muss. Und cool könnte ich schon auch, wenn ich wollte!

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