Kleiner Vogel

Im Sommer hält man sich ja nicht so arg viel drinnen auf. Heute Morgen jedoch habe ich gewischt und versucht, den Staub von gestern, der so ziemlich überall lag, zu beseitigen. Dabei habe ich einen eigenartigen Geruch bemerkt. Könnte das die (sehr) frische Erde sein? Oder die Muscheln? Die sind aber schon über zehn Jahre in ihrer Silberschale, das kann also nicht sein. Ach, man bildet sich ja auch viel ein. Und dann habe ich leider den Kopf gedreht und ihn gesehen: einen kleinen toten Vogel, vermutlich einen Spatz, der tot neben meinen Sofa lag. Auf dem Rücken auch noch. Derweil hat mein Mann das Wochenende damit verbracht, diese vorwitzigen kleinen Gäste aus unserem Wohnzimmer zu lotsen.

Das ist die Crux. Sie betrachten das hier als sicheres Terrain. Was es ja auch ist. Aber eben nur so lange man seine Lebensbereiche einhält. Würde ich mich in ein Spatzennest setzen, wäre es auch bald aus mit der Unbekümmertheit. Und so beobachten wir seit wir hier sind allabendlich und übrigens auch – überlege ich es mir recht – den ganzen Tag über, wie diese kleinen Flattermänner auf der Terrasse landen, in allen Töpfen baden, sich in der frischen Erde wargeln und sie dabei rauswerfen, was mich nicht froh macht. Sie haben überhaupt keine Angst, landen fröhlich schnatternd auf Bäumen und Büschen und rufen einander zu, wie schön es hier ist.

Heute schienen sie mir alle ein wenig nervös und ich bilde mir ein, dass sie besonders lange und oft vor meiner mittleren Terrassentüre rumgeflattert sind und nach ihrem kleinen unglücklichen Freund geschaut haben. Zum Glück habe ich meinen guten Massimo. Der ist gleich gekommen, bewaffnet mit Tuch und Tüte und hat das kleine Vögelchen mitgenommen. Mir ist schon klar, dass täglich viele Vögel und Menschen sterben, mein Papa hat heute eine humpelnde Amsel aus den Fängen von unseren saufrechen Hinterhofkatzen in Augsburg gerettet, aber mir geht sowas nahe. Bin ein Stadtkind. Und der kleine Vogel war eben leider kein Stadtvogel, sonst hätte er um die Gefahr von Fensterscheiben gewusst.

3 thoughts on “Kleiner Vogel

  1. Das muss man leider so sagen, denn diese dummen kleinen Piepslein, die gerne mal in fremdes Gebiet eindringen, sind einfach eine Belastung. Auch bei mir, mitten in der Stadt, passieren derartige Übergriffe. Sie flattern rein, aber raus finden sie dann nicht. Wenn sie dann oft genug gegen die vielen Fensterscheiben geflogen sind, alles mit Angstkackerle zugerichtet haben, setzen sie sich resigniert hin und warten bis ich komme. Um dann sofort wieder in Hektik zu verfallen. Bin schon Profi, nehme ein frisches Küchentuch und versuche die Einsichtigen rauszuwedeln, die Dummerle bekommen im schlechtesten Fall alle Fenster geöffnet, was wirklich mit Arbeit verbunden ist und finden dann doch immer wieder alle in die Freiheit. Also mein Hobby wird Vogelbefreing nicht.

  2. Mir scheint, dieses Thema hat mit der Wohnsituation der lieben Bloggerin und dem Prunkschaf zu tun! Wenn man hoch oben über den Dächern der Metropolen Europas wohnt, mei da leben halt nun mal die Vögel. Und sind wir doch mal ehrlich, wir hören doch gerne das Gezwitscher und Geschnatter dieser bezaubernden Tiere. Mein Problem ist es, dass ich unten auf der Erde lebe und zum schlafen nur unwesentlich den Boden verlasse, nun ja, da muss man sich halt dann mit Hühnern, Gockeln und Schafen rum plagen, na ja Schafe sind es noch nicht eher Lämmlein. Ach und ich mag gar nicht darüber nachdenken, zu was die gehalten werden, von Südländern. Die werden die nicht wegen den Optik gekauft haben. Jedenfalls habe ich soeben mit dem Ordnungsamt telefoniert. Habe auch gleich den Amtsdienstleiter oder so an der Strippe gehabt und der war dann ganz aufgeregt, weil er meinte, das Problem in meinen Wohngebiet zu kennen. Er sucht nun den Kollegen, der sich mit dem Thema beschäftigt und ruft mich zurück, ein ganz bezaubernder Mann, wie ich finde. Nun sieht man, was man davon hat, auf der Erde zu wohnen und nicht im Himmel!

    • Liebste Mare,

      aber denk Dir doch nur: ein Lämmlein im Wohnzimmer!!! So niedlich, so viele Vorteile. Man sieht es viel leichter, es kann sich nur schwerlich unter dem Sofa verstecken, Du würdest es mit Lenny verwechseln, es würde nicht gegessen werden, also ich kann fast nur Vorteile sehen, von der Begeisterung der bei Dir lebenden Kinder, meines Patenkindes, ganz zu schweigen!!!! Und wie oft haben wir schon die goldigen Ponys bewundert. Bodennah ist nicht schlecht, glaub mir!

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