Wie die Küche, so der Garten

Mein Papa hat schon immer gesagt, wer mit Holz arbeitet, ist ein guter Mensch. Ich denke Dasselbe von Gärtnern. Wer mit Pflanzen arbeitet, hat Ahnung vom Leben. Zumindest von den essentiellen Dingen. Hier in Rom habe ich seit sechzehn Jahren einen Gärtner namens Papavero, was sehr süß ist, denn Papavero heißt Mohn. Er spricht nicht übermäßig viel, aber auch das kenne ich von meinem Vater. Allerdings weiß er zu 100%, was er tut. Jeder Handgriff sitzt. Als ich hier ankam, piepjung und sehr unerfahren, dafür mit unfassbarer Energie und auch Kraft ausgestattet, hat er offenbar mit Kennerblick das erkannt, was mir erst klar werden sollte, nämlich, dass ich den Pflanzen- und Gärtnervirus in mir trage. Und so habe ich mich auch unbeeindruckt und furchtlos an diese Wüste des Elends gemacht. Meiner Vorgängerin ist mittendrin einfach die Luft ausgegangen, sie hatte keine Energie mehr. Und so habe ich Ameisenkolonien in verrotteten Baumstämmen genauso energisch entsorgt wie zig Zementkübel mit Pflanzenleichen darin.

Fährt man durch Rom, fallen an den scheußlichsten Häusern die grünen und liebevoll umsorgten Balkone und Terrassen auf. Jeder kümmert sich hier um seine Pflanzen, am liebsten hätten alle ihren eigenen Orto, ihren Gemüsegarten, denn dem Zeugs auf dem Markt kann letztendlich doch keiner trauen. Kommt ja Vieles aus der Region um Neapel und was die dort alles verscharren, möchte keiner essen. Egal. Muss mich um meine Dinge kümmern. Im Laufe der Jahre also und dank meiner unermüdlichen Pflege und der systematischen Versorgung mit Wasserrüsseln durch meinen Mann, der inzwischen als internationale Koryphäe der Bewässerungsanlagen gilt, sind meine Pflanzen beträchtlich gewachsen. Als Schwaben freut es mich natürlich ganz besonders, dass ich seit Jahren nur noch niedliche Zierpflanzen oder Küchenkräuter bei Mauro kaufen brauche, alles andere bringen mir fleißige Vögel in meine Anzuchtstation. Dort wachsen – verborgen in vernachlässigten Efeutöpfen – die erstaunlichsten Pflanzen. Drei übermannshohe Oleander habe ich da schon rausgeholt und insgesamt vier Stechpalmen, die einem Angst einflößen mit ihrem Willen zum Wachstum.

Leider musste ich mich heute von einem knapp vier Meter hohen Baum trennen, das ging einfach nicht mehr. Und weil ich das alles gar nicht mehr alleine schaffe, habe ich eben jenen Papavero angerufen und der hat mir am selben Tag wie vor zwei Jahren dieselben Männer geschickt. Acht Stunden haben wir zusammen geschuftet wie die Brunnenputzer und nun sieht die Terrasse aus wie ein preußischer Vorgarten. Alles gestutzt und ordentlich. Furchtbar. Wird aber bald wieder wuchern, da bin ich sicher. Dank Wasiles energischer Hand beim Schneiden. Hatte er erstmal herausgefunden, dass ich zwar maule, mich aber dem besseren Wissen beuge, hat er abgesäbelt, was überhing. Und das war eine Menge. Irgendwann hat er mich dann weggeschickt mit dem Argument, das ich am besten verstehe: In der Küche muss man auch seine Ruhe haben, damit das Ergebnis gut wird. Der Mann weiß, wovon er spricht.

2 thoughts on “Wie die Küche, so der Garten

  1. Das ist ein wundervoller, tröstlicher Bericht über das ungezügelte grüne Leben, das in Rom in Töpfen stattfindet. Immer wieder bewundere ich den Mut der sehr verehrten Bloggerin, einen Gärtner zum Schneiden an ihre Pflanzen zu lassen. Toll, wenn das Ergebnis dann auch so erfolgreich ist. Ich hatte eine angebliche Fachfrau, einen Gartenbaubetrieb mit drei Männern und meine Allrounder, den Dominik samt Gefolge auf dem Dachgarten, die erstem Beiden ließ ich schneiden. Oh Gott, welcher Teufel hatte mich da in meiner Gutgläubigkeit geritten. Jahre haben die Pflanzen gebraucht, bis sie wieder nach was aussahen, und nach was aussehen, heißt bei mir ganz viel Grün und dichte Blätter und urwaldmäßig hoch wachsen und einfach schön struppig. So geschleckt kann ich nicht. Ich habe drei Freundinnen mit preiswürdigen Gärten. Alle sehr unterschiedlich, aber megagepflegt und korrekt. Das sind aber auch die Mädels, die keine Sonnenliegen ihr Eigen nennen, weil wann sollen sie denn draufliegen? Schön finde ich diese Gärten schon, aber diesen grünen Daumen habe ich nicht mitbekommen. Ich kann diese Gärten aber schön fotografiere, und ganz besonders mit meiner neuen Kamera, der ich heute mal gezeigt habe, wo’s lang geht. Sie hat mich verstanden. Die Bilder sind dort, wo sie hingehören, was bin ich froh!!!! Unserer Bloggerin wünsche ich weiter ein so gutes römisches Wachstum.

  2. Nachdem meine Tochter seit Krabbelalter eine Freundin hat, deren Eltern beide Gärtner sind, ich glaub sogar studiert, aber das weiß ich gar nicht so genau, weil’s mir wahrscheinlich wurscht ist. Also diese beiden betreuen meinen Garten, sowie alles, was am und ums Haus steht und bringen dies auch kostengünstig aus dem jeweiligen Gartencenter, in dem sie arbeiten mit. Das freut mich sehr, weil erstens muss ich mittlerweile nicht einmal mehr hinfahren und aussuchen, sondern sag einfach, was ich möchte, dann beraten sie mich und dann kommt der männliche Elternteil, pflanzt nach Anweisung des weiblichen Teils – mei ist überall das Gleiche – meine Pflanzen ein. Ich bazahl dann schön brav, natürlich mit Personalrabatt und freu mich wie ein Schneekönig. Nun lassen die beiden sich zwar die Pflanzen bezahlen, aber nicht die Arbeit und so lad ich sie schön brav jedes Jahr zum Grillen ein und verwöhne sie mit dem, was ich kann, nämlich kochen. Letzten Sonntag wars dann wieder mal so weit, weil – Überraschung – tatsächlich Sommer ist. Ich also alles geplant und vorbereitet und dann stand ich da im Garten und musste den erstmal ordentlich machen nach der langen Regen- und Kältephase. Ich also wie eine Verrückte durch den Garten geackert, hier und dort geschnitten, damit meine Gärtner zufrieden waren. Und so blickten beide mit vollen Bauch zufrieden auf ihren Adoptivgarten.
    Liebes Prunkschaf, bin schon ein bisschen neidisch auf die Kamera und freu mich, dass die Technik unter Kontrolle ist.

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