Luxusprobleme

So, heute am Vatertag wollen wir uns mal mit den echten Luxusproblemen der Welt befassen. Ich fange mal mit dem Verreisen an. Hach, das Packen! Welch Elend! Nehme ich jetzt zwei oder drei kleine Abendtäschchen mit und brauche ich wirklich zwei Paar gleichfarbige Lackschuhe mit unterschiedlichem Absatz? Und dann das Eruieren des Gepäckgewichts!! Meist vergeht einem spätestens da die Lust auf die Reise, zumindest, wenn man so eine doofe Waage hat wie ich. Die ist nämlich so flach, dass die Rollen sich noch am Boden abstützen können, wenn man den Koffer quer drauf wuchtet und am Flughafen dann das böse Erwachen kommt. Ob ich den Trick kenne, zuerst mich und dann mit mit Koffer zu wiegen? Ja klar. Der Koffer wird immer wesentlich schwerer, wenn ich ihn in der Hand habe. Sonst verreise ich nicht. Also ist das auch kein Indikator und wer bitteschön möchte sich vor einer netten kleinen Kurzreise mit solchen Fakten befassen?

Ich kann, wenn ich will, Teil einer solchen Luxusproblemwelt sein. Ab und an schließe ich mich durchaus auch dem Jammerchor an und klage mit. Über das stetige Reisen, die viele Packerei etc. Kann ich schon bei Personalproblemen nichts Qualifiziertes beitragen und bei den Sorgen der Kinderbetreuung sowieso nicht, auch nicht wenn es um garstige Chefs geht (wobei, da kenne ich wirklich keinen Menschen, der darüber klagt, ich glaube, andere Leute klagen über die, mit denen ich spreche), also kurz und gut, wenn das alles für mich schon flach fällt, dann jammere ich halt ein bisschen darüber, dass ich mein neues Kleid an einem anderen Ort habe, als ich dachte. Wie fürchterlich. Ich muss nicht mal einen Schritt zurück treten, um mir selbst an den Kopf zu fassen. Manchmal bekomme ich jedoch den Eindruck, dass nicht immer viele Menschen diesen Schritt zurück gehen und schön in ihrem Jammerstrudel treiben. Sie leben in herrlichen Häusern mit bunten Gärten, haben gesunde Kinder, nette Männer, genügend Geld und einen Job, der sie erfüllt und den sie meist nicht einmal bräuchten

Mir ist es gestern so richtig bewusst geworden, als ich mit einer Kundin über die Formulierung einer Frage gesprochen hatte. Ewig haben wir rumgemacht und irgendwann mussten wir beide lachen. Einfach weil ich ihr das Beispiel mit den Augenbrauen oder den Rosen beschrieben habe. Zupft man bei beidem nämlich zulange an einer Stelle und geht niemals einen Schritt zurück, kann es passieren, dass man am Ende zwar einen perfekten Winkel an einer Stelle hat, der Rest aber kahl ist. Also meine lieben Leser (ich werde hier KEIN Genderzeugs anfangen, Leser sind alle, die lesen können, auch Frauen): Immer mal wieder einen Schritt zurücktreten und sich dann freuen. Ich habe das Kofferproblem übrigens ausgesprochen elegant gelöst und ein wahnsinnig großes, schweres Kochbuch auf de Waage gelegt (wiegt 2,9 Kilo, kann kein Mensch in der Küche verwenden, geschweige denn als Gedächtnisstütze zum Einkaufen mitnehmen, aber das hatten wir letzte Woche schon) und dann den Koffer drauf. Und was soll ich Ihnen sagen? Ich habe einen so piepleichten Koffer, dass ich noch ganz viele weitere Luxusprobleme hinzukaufen könnte.

One thought on “Luxusprobleme

  1. Im Alter der sehr verehrten Bloggerin kannte ich dieses Luxusproblem noch nicht. Ich bin in diesen Jahren sehr viel gereist und frage mich heute im Nachhinein: wie habe ich das eigentlich alles unter einen Hut gebracht, Haus, Mann, Hund/e Pferde. Also wirklich. Offenbar hat es geklappt, alles waren noch am Leben, wenn ich zurückkam. Das Packen hat mir nur Stress bereitet, wenn ich für meinen Mann mitpacken musste. Er hat es abgelehnt, auch nur irgendetwas zu bedenken oder in den Koffer zu tun. Das war seine subtile Art, mir zu sagen: ich finde das wieder mal völlig daneben, dass ich schon wieder reisen muss, ich sensibler Fisch! Ich habe es nicht verstanden.
    Heute bekomme ich Pickel, wenn ich daran denke, einen Koffer zu packen, selbst für drei Tage habe ich keine Lust mehr. Es ist mir zuviel, zu anstrengend und ich weiß überhaupt nicht mehr, was ich mitnehmen soll, es muss ja auch noch zum Rollator passen! Bequeme Schuhe kommen schon mal nicht in Frage, Turnschuhe schauen so unternehmungslustig aus und mir kann man derzeit alles nachsagen, aber das bin ich nicht mehr. Am oberliebsten würde ich schöne hohe Schuhe tragen, das kann ich nur im Sitzen. Ich muß also immer in Ballerinas rumlaufen und praktischen Umhängetaschen und Wind- und Regenjacken. Da packt man nicht mehr gerne.

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