In Mantua, im wunderschönen Palazzo Tè, ist zur Zeit eine Ausstellung des chinesischen Marketinggenies Ai WeiWei. In den Räumen, unter anderem der Sala dei Giganti, die vor Illusionen, Farbe und Genie nur so sprüht, liegen zusammenhang- und sinnlos abstrakte Objekte. Ein, zwei Zimmer weiter trifft man dann noch auf eine Installation des Künstlers. Er sitzt in Nikes an einem Schreibtisch mit Kaktus, vor sich ein Laptop und neben ihm durch das Fenster geht ein Gewitter mit Donner und Blitz hernieder Konnte man im Saal der Giganten einfach sein Auge in die Höhe schweifen lassen – für Tage, denn es gäbe immer Neues zu entdecken – soll man hier vom Künstler dazu angehalten werden, sich in seinen wirren Gedankengang hineinzuversetzen und zu überlegen, welches Genie ihn bewog, solches zu erschaffen. Welche Gedanken? Welche Traumata? Er hat sicherlich genügend, aber welches Spezielle war Grund, so etwas zu gestalten? Hat das wirklich noch etwas mit dem Babynahrunsskandal oder menschlicher Ausbeutung in China zu tun? Bringt das irgendjemanden weiter? Macht es Freude?
Vermutlich kann nur eine so ausgeglichene und friedliche Kleinstadt wie Mantua Solches in ein Lustschloss integrieren. Hier, wo Hunde und Fahrräder den Alltag zu bestimmen scheinen, wo Mandelkuchen und Zabaglione zu jedem Tag gehören, wo eine halbe Stunde nach einem Markt, der die ganze Stadt durchzieht, alles wieder sauber und normal weiter geht, wo Menschen zu jeder Stunde viele, viele Schwätzchen vor Geschäften halten, da macht es gar nichts aus, wenn einer mit seiner Kunst nicht das Ziel verfolgt, Schönes zu erschaffen, sondern andere in seinen Kopf zwingen möchte. Soll er doch. Stört keinen.
Vor Jahren habe ich in München eine Ausstellung über Konezptkunst erlebt und kann sagen, es erschließt sich mir nicht immer, vermutlich weil ich bockig bin. Es interessiert mich, was andere Menschen denken oder fühlen, ich teile mich auch gerne mit, ich möchte aber nicht so viel Zeit meines eigenen Lebens damit verbringen, zu dechiffrieren, was ein anderer mir sagen möchte. Wäre besser, er würde es sagen. Mit zeitgenössischer Operninszenierung komme ich inzwischen gut zurecht. Es ist ok für mich, dass keiner mehr Schuhe auf der Bühne trägt, die Frauen entweder nackt oder im Nachthemd auftreten, was hier zählt, ist die Musik. Bei Konzeptkunst sträuben sich mir – ähnlich wie bei moderner Lyrik – sämtliche Haare. Ich weiß, ich muss es nicht sehen und normalerweise halte ich mich auch dran. In diesem Fall war es gar nicht anders möglich. Denn gerade WEIL sich vermutlich viele Menschen ähnlich wie ich verhalten würden, hat man den Ai Weiwei IN den Palazzo integriert. Hatte ich erwähnt, dass ich auch nicht gerne etwas aufgezwungen bekomme?
Köstlich, köstlich, von mir lange herbeigesehnter Beitrag. Mein Leben scheint ganz ohne Sinn zu sein, wenn ich nicht meine grauen Zellen anwerfen kann. Der Fastvollmond steht lächelnd vor meinem Schlafzimmer und staunt darüber, was ich jetzt schon hier im Bett mache. (Vollmond am Samstag 4.4.15). Schreiben natürlich, jetzt wo es endlich aufgehört hat, in Wasserfällen zu regnen. Es war ein Tag, an dem man mit Neoprenanzug, Schwimmflügelchen und Badehaube samt Flossen zum Einkaufen losziehen musste. Einfach scheußlich bei 5 Grad. Dann kommt der Herr Eiweiwei gerade richtig. Hat das nun mit Ostern zu tun? Oder wie?! So viele Ei auf einmal. Derartige Ausstellungen finde ich nur zur Meinungsbildung interessant, aber auch ich hätte mir nur unter Zwang eine Ausstellung von Beuys angesehen. Ich habe leider keinen in dieser absurden Richtung ausgeprägten Kunstverstand.
Meinen größten Reinfall erlebte ich in Berlin bei der Ausstellungseröffnung moderner Kunst in Berlin, Hamburger Bahnhof, im Erdgeschoß eine Rinne, ein Eimer, Gerätschaften drum rum und ein Wachmann. Und ich. Aus der Mainzer Provinz. Ich Schaf habe den Wachmann gefragt, ob sie über Nacht wohl einen Wasserschaden hatten. Er hat mich zweifelnd angesehen und gemeint das ist Kunst, ich soll doch mal da hinten die Erklärung lesen! Auf dieser Ausstellung waren auch Installationen, wo sich flimmernde Fernseher im Kreis gegenübersaßen…. Was soll ich sagen. Dieser schöne alte Palazzo im sonnigen Mantua wäre mir auch lieber als alles Neumodische, das ich garnicht verstehe.
Ich glaube ich gehöre auch zu diesen Kunstbanausen, die mit moderner Kunst nichts anfangen können. Da lob ich mir das beschauliche Rügen, wo alles noch in Ordnung ist, wobei ich musste gestern schon schmunzeln, als ich den Peilturm in Arkona hinaufstieg, immerhin 111 Stufen und ich nach einer geschichtlichen Aufzählung der Ereignisse diesen Ortes, in die Sonnenwerkstatt des Herrn Nils Peters, Jahrgang 1968, kam. Diese ist sogar als Patent geschützt und mit Urkunde des Landes ausgezeichnet. Muss ja alles seine Ordnung haben. Also, wir dort oben angekommen und höchst erstaunt, weil eigentlich nicht viel rum stand oder hing und der Herr Peters war auch nicht zugegen und da war ich schon enttäuscht, weil die Dinge, die da rumlagen, auch bei mir in der Küche als Sammelsurium rumstehen. Aber wahrscheinlich verstehe ich es auch nicht, was mir der Künstler sagen wollte, nur soviel: das alles ist videoüberwacht und dann fühlte ich mich irgendwie beobachtet, derweil wollte ich ihn ja bei seiner Kunst beobachten. Tja war wohl nichts und dann musste ich auch noch die Gittertreppe hinunterlaufen was meiner Höhenempfindlichkeit nicht zuträglich war.