Neu ist billiger als richten

Unser Wochenende haben wir mit zwei Hauptaktivitäten verbracht:
1. Mit dem Versuch, unsere 15 Jahre alten, heiß geliebten Sessel neu beziehen zu lassen.
2. Die Kaffeemaschine zum hundertsten Mal zu reparieren.
Bei beidem sind wir gescheitert. Wir haben einfacher und günstiger neue Sessel (leider in einer anderen Farbe) und eine neue (viel, viel günstigere) Kaffeemaschine gekauft.

Das trifft einen wunden Punkt. Gerade dieser Tage  stand in der SZ, dass die Deutschen ihre Elektrogeräte immer schneller austauschen. Manche gehen sogar soweit, sich einen neuen Drucker zu kaufen, weil die Patronen manchmal genausoviel kosten wie ein kompletter Drucker. Das ist doch verrückt. Ein Fotoreiseblog mit dem Titel ‚The naked handstander‘, ebenfalls in der SZ, macht die Menschen darauf aufmerksam, sparsamer und achtsamer mit den Ressourcen und der Welt zu sein. Er macht das, indem er sich vor Wahrzeichen von hinten im Handstand fotografieren lässt. Nackt.

Ich muss auf das Thema von vor ein paar Wochen zurück kommen. Mit den Loops und mit der Mülltrennung. Und der Müllvermeidung: Da gibt es jetzt einen deutschlandweiten Lebensmittelversandhandel, der von Berlin aus die gesamte Republik beliefert. Damit beim Liefern nichts kaputt geht (Eier!), wird alles, auch Zahnpasta (!) in Luftpolsterfolie verpackt und mit Schaumstoff abgepolstert. Das ist  doch Irrsinn. Da haben die Supermärkte ewig auf, keiner kocht mehr selber und dann sowas?! Also ich weiß nicht, ich würde manchmal wirklich gerne vor zweihundert Jahren leben, die Möbel und Bücher gefallen mir eh besser, die Manieren auch und wenn ich mich nur exzentrisch genug benehme, könnte ich mich auch in wallende Gewänder hüllen (ich könnte gärtnern oder so) und entkäme dem Korsett. Ich könnte mein Gemüse selbst anbauen und ins Dorf fahren lassen. Und meine Sessel würden ewig halten. Außerdem würde ich Tee trinken. Cappuccino gab es ja damals noch gar nicht.

3 thoughts on “Neu ist billiger als richten

  1. Also da wäre ich jetzt mal vorsichtig. Habe gestern im ZDF, glaub ich, einen Film angesehen, da ging es um Hexenverbrennung. Ich glaube, solche Frauen wie wir wären verbrannt worden, weil sie vor unserer Intelligenz, unserem Selbstbewusstsein usw. Angst gehabt hätten, dann noch ein Muttermal an der falschen Stelle und ab gings aufs Schafott! Mein Mann ist abgehauen, weil er dieses Grauen nicht sehen konnte und ich weiß jetzt auch, warum ich lieber seichte Liebeskomodien anschaue, weil das nicht so aufregend ist oder wie neulich Tom und Jerry mit meiner Tochter. Wir haben so gelacht. Das führt jetzt zu weit. Also um auf Mülltrennung zurück zu kommen: ist es ja schon schwierig, ohne Internet und Servicetelefondienste überhaupt noch jemanden persönlich anzutreffen, um zu fragen, ob er was reparieren kann. Ich geb zu, ich wüsste gar nicht, wo ich hin gehen sollte? Und dann schicken sie alles nach Afrika, wo arme Kinder die wertvollen giftigen Teile dann sammeln und verkaufen. Was machen wir bloß mit unserer Umwelt?!

  2. Also wirklich, bis sich da mal die Tastatur mit dem Pad verbindet, da meissel ich meinen Kommentar ja leichter in Stein und bringe ihn dann auch noch irgendwohin! So ein Nervenkitzel ununterbrochen. Also, bei mir kann das schon passieren, dass ich öfter mal was Neues kaufen muss, obwohl das Alte noch sehr gut war. Wenn es sich aber über Gebühr widersätzlich verhält, kann ich schon mal drauf rumspringen. Auch wenn man das nicht tut, oder gar Werte vernichtet durch derartige Gewalttaten. Vielleicht merkt sich die Tastatur dann ein für allemal, wie ich mir vorstelle, wie sie sich zu verhalten hat.
    Ich finde es immer wieder schön, wenn man alte Möbel gegen neue austauschen kann und stelle jetzt fest, dass ich das schon so furchtbar lange nicht mehr getan habe. Weil, ich werde von allen Seiten gebremst. Ich kann es nicht verstehen, warum jemand Lebensmittel ohne ganz ernsten Grund über das Internet einkauft. Mir macht einkaufen Spaß, auch Lebensmittel. Naja kann ja nicht jeder so einfach Freude haben.
    Und noch was, Leben vor zweihundert Jahren, bloß nicht, Napoleon hat den Krieg verloren die einfachen Leute haben unter entsetzlichen Bedingungen gelebt und die Männer hatten fast alle Bart und Strumpfhosen an. Nein, nein, dann lieber neue Drucker statt Patronen kaufen.

  3. Naja, auch ich kaufe gerne ein und bestelle nur im Internet, was ich nicht schleppen will, Duengemittel für den Garten oder so!
    Notfalls auch Bücher. Ansonsten treffe ich gerne meine Auswahl, indem ich verschiedene Geschäfte inspiziere, was ich so brauchen könnte.
    Bei Möbeln bin ich sehr konservativ, ich liebe meine alten Möbel und hatte in der Vergangenheit auch immer gute Möglichkeiten, zum Beispiel Stühle oder dergleichen neu beziehen zu lassen. Hinzu kam dann immer noch die Freude, den passenden Stoff auszusuchen. Aber wie die liebe Bloggerin schon sagte, teuerer als neu ist es in jedem Fall geworden.

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