Großdemo? Ja, naja, schon, aber bei dem Wetter?!

Seit Donnerstag bin ich in meinem geliebten Rom. Ewig und geduldig empfängt es mich mit strahlendem Wetter. Und ist einfach verzaubernd. Schon beim letzten Mal habe ich mich mit dem Taxifahrer (sie sprechen gerne mit mir und ich gerne mit ihnen) darüber unterhalten, dass die Menschen in Rom nicht direkt ehrgeizig sind. Warum? Weil ihnen an sich wenig zum Glücklichsein genügt. Ein Panino mit Porchetta oder eine Pizza Bianca mit Mortadella, ein Schluck Wein dazu und das alles auf einer Bank in der Sonne – viel mehr braucht es nicht. Da kann man dann schon mal vergessen, worüber man sich kurz vorher noch so schrecklich im Büro aufgeregt hat.

Ähnlich ist es wohl auch den Teilnehmern der mit großem Aufwand angekündigten Großdemo der Lega Nord am Samstag gegangen. Als wir auf der Jagd nach Sesseln im Zentrum angekommen sind, standen Mannschaftswagen mit dazugehörigen Mannschaften auf der Piazza di Spagna. Vor der U-Bahn waren sie postiert und entlang der Via del Babuino, die zur Piazza del Popolo führt. Denn von dort, dem Tor zum Norden, wurde die Lega aus dem Norden Italiens erwartet. Bereits Tage vorher wurde von unnötigen Fahrten in die Stadt abgeraten.  Nach dem holländischen Brunnendesaster wollte man dieses Mal vorbereitet sein. Allerdings, wer kann sich schon jemals auf Holländer und ihren Ansturm vorbereiten? Wir in Deutschland jedenfalls nicht. Jahr für Jahr überrollen uns die Wohnwagenlawinen. In dem Zusammenhang und angesichts dessen, was sie dem frisch renovierten Brunnen angetan haben, muss ich schon sagen: es juckt mich in den Fingern, ein paar Reißzwecken auf die Straßen zu werfen, wenn sie kommen. Gleiches mit Gleichem vergelten geht ja nicht. Gibt ja nichts so Schönes. Und der Käse hat ja auch schon Löcher.

Egal, wir mussten eh woanders hin, denn das Geschäft, von dem ich überzeugt war, es mit verbundenen Augen zu finden, war angeblich seit zehn (10!!!) Jahren nicht mehr dort. Was sagt man dazu?! Auf dem Rückweg, nach einem kleinen Pranzo in der Sonne vor dem Pantheon und keinen Schritt weiter, was unseren Plan angeht, mussten wir feststellen, dass außer den Polizisten immer noch keiner da war. Nur ein paar grüne Halstücher konnten als Indiz gewertet werden, dass ein paar Lega-Mitglieder tatsächlich erschienen waren. Mein kluger Mann, Kenner der italienischen Seele, fasste die Situation zusammen. Das Wetter war zu schön, Rom ist zu schön, kein Mensch möchte da böse Sprüche skandieren und rumrandalieren. Lieber eine Porchetta, ein bisschen bummeln, ist doch auch schön. Und das Ergebnis wird vermutlich Dasselbe sein.

4 thoughts on “Großdemo? Ja, naja, schon, aber bei dem Wetter?!

  1. In meinem so langen Leben gab es arg viele Gelegenheiten zu demonstrieren. Noch dazu deshalb, weil ich dieser sogenannten 68er Revolution angehörte. Also immerhin habe ich mich sofort und ohne zu zögern von meinem BH getrennt. Und ich muss sagen, diese Revolution ging gleich mal daneben. Es hat nämlich niemand bemerkt.

    Gut, dann habe ich einen zweiten Demonstrationsversuch gestartet. Hochschwanger und ich war wirklich sehr schwanger, 32 Pfund Zunahme, habe ich an der Demonstration durch unser römisches Feldlager hier in Bayern teilgenommen. Das Thema war passenderweise: mein Bauch gehört mir! Ja, er war schwer zu handeln, immer im Weg und ich habe die Tage bis zu seinem Verschwinden gezählt. Es ging um eine Abtreibungsdemo, wir Frauen sollen selbst bestimmen können, was wir machen. Finde ich auch. Aber soweit ich weiß, wird da heute noch demonstriert. Ich war wohl trotz ohne BH mit Riesenbauch nicht nachdrücklich genug.

    Also das habe ich aufgegeben, da durch die Straßen zu laufen und irgendwelche Parolen vor mich hin zu grummeln, weil schreien hätte ich mich nicht getraut, meine Mutter hätte mich ja sehen und hören können.

  2. Das ist etwas, das ich gerne noch machen möchte auf die Straße gehen, um für etwas zu demonstrieren. Als Pegida Gegner auf die Straße gingen, war ich kurz davor, mich anzuschließen, da ich es schrecklich finde, ausländerfeindliche Parolen zu rufen und alle glauben ganz Deutschland denkt genauso. Gebe zu, auf mich wirken Demonstrationen in Italien eher unglaubwürdig. Ich weiß nicht warum, aber vielleicht glaubt man ihnen das einfach nicht, weil man sie kennt. Sie sitzen gerne rum, essen, trinken und das sehr lange und sonst gibt’s nicht viel für sie außer vielleicht noch die Familie. Um zu mir zurück zu kommen, ich habe mich letztlich nicht getraut, weil ich Angst hatte eins über die Birne zu bekommen und das war es mir nicht wert. Unserer Generation geht es vielleicht zu gut. Trotzalledem verdienen Frauen immer noch weniger als Männer, bleiben zu Hause für die Kinder und rutschen dann als Rentnerinnen in die Altersarmut, weil ihr Mann sie verlassen hat. Also es gäbe noch genug Gründe auf die Straße zu gehen!

    • Dazu kann ich nur sagen, und das ein für alle Mal, Ihr jungen Dinger bleibt mal schön zuhause, auf Demos geht man heute nicht mehr, weil es viel zu gefährlich ist. Vor fast fünfzig Jahren war das harmlos. Ich verbiete es Euch einfach mal so, als Mutter!

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