Schlaumeier

Damit einem das spontane Einkaufen von kleinen Jacken oder schmalen Hosen auch weiterhin Freude bereitet, müssen all Diejenigen, die nicht über Personal und / oder einen begehbaren Kleiderschrank in Hausgröße verfügen sich ab und an von Teilen trennen. Ich habe dazu ein ausgefeiltes System entwickelt. Ich versuche meine Figur zu halten, damit ich teure Teile tragen kann, bis sie mir auf fünfzehn Jahre alten Fotos als liebe Bekannte auffallen und ich mich an meiner eigenen Bescheidenheit weiden kann. Mittelteure Dinge (wobei das natürlich immer individuell ist, was man teuer oder mittelteuer findet…) gebe ich zu einer etwas launischen Dame in den Second Hand Laden. Wobei ich ihr da Unrecht tue, sie ist inzwischen sehr nett und freundlich, vielleicht ist es auch nicht immer schön, in alten Kleidern zu wühlen, kann auch sein.

Die Teile, die sie nicht nimmt oder die ich auch gar nicht in Erwägung ziehe, zu verkaufen, gebe ich zum Roten Kreuz oder in die Wärmestube, die haben da einen Keller, in dem sie Kleidung und allerlei Hausrat verkaufen. Nun habe ich immer wieder gehört, dass sich ‚Damen der Gesellschaft‘ königlich darüber amüsieren, dass sie im Rot-Kreuz- oder Caritas-Laden eingekauft haben und Mordsschnäppchen dort gemacht haben. Klar, wir sprechen von Augsburg, der Hochburg der Sparsamen, aber muss das wirklich sein?

Noch viel Übleres hat mir die ehrenamtliche Verkäuferin im Rot-Kreuz-Laden heute erzählt. In Scharen kommen sogenannte Wiederverkäufer zu ihr und plündern die Regale. Und da tut sich das Dilemma auf: Eigentlich müsste es doch egal sein, woher das Geld kommt, aber das ist es eben nicht. Nicht für Diejenigen, die es abgeben und vor allem nicht für Diejenigen, die es dort preisgünstig kaufen können. Die ja auch die Zielgruppe sind und vor geplünderten Regalen stehen. Ein solcher Laden funktioniert eben in beide Richtungen. Es ist halt wieder einmal die  Krux mit den Schlauen in unserer Gesellschaft, die sich auch noch den Sozialausweise fälschen, damit sie bei der Tafel inmitten von armen Menschen ein warmes Essen umsonst bekommen. Eigentlich ist das dann wirklich arm.

3 thoughts on “Schlaumeier

  1. Zu Menschen, die sich dergestalt verhalten, sollte man nichts sagen. Und noch wichtiger, derartige Leute kennt man am Besten nicht. Das ist in meinen Augen wirklich asoziales Verhalten. Aber gut, wir leben in einer eigenartigen Welt, teils geprägt von enormer Rücksichtslosigkeit, andererseits wieder von Hilfsaufrufen, die ein unwahrscheinliches Echo auslösen. Alle Menschen sind völlig durch den Wind. Es kommt sicher nur durch die neuen Medien, durch diese gewaltige Überinformtion an unnötigem Wissen, an diesen irrwitzigen Profilneurosen, die bereits die Jüngsten, Ungebildeten, Unwissenden befallen. Was soll man machen und sagen? Nichts. Meine Eltern haben damals alles auf den Rock n Roll geschoben, ich schiebe es auf’s Internet. So hat jede Generation ein wunderbares Feindbild, das an allem schuld ist. Auch daran, dass ich nichts anzuziehen habe und schon gleich kein einziges Teil aus dem Haus geben kann und will.

  2. Ja die Sache mit den übervollen Kleiderschränken. Ich gehöre auch zu den Leuten, welche nichts hergeben können. Mein doch sehr großer Kleiderschrank quillt über, aber erstaunlicherweise passt immer noch etwas hinein. Das gute Gefühl der Bloggerin kenne ich auch, wenn man dann Bilder, z.B. 1993 im Flugzeug nach New York, zeigen kann auf denen man einen Mantel anhat, welchen man noch heute, auch zum Stadtbummel immer noch trägt und manche sagen, „der ist aber neu und schön“. Ich bin halt auch sparsam, auch wenn ich nicht aus Augsburg bin!

  3. Heute morgen kommt bei Vox eine Sendung „Schrankalarm“ vielleicht kann ich damit mein „Schrankproblem“ beheben!

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