Das Meer verlockt und wirft Fragen auf

Ach, es ist ein Elend mit der Maßlosigkeit. Wie entspannend muss das Leben doch sein, wenn man Maß halten kann. Schon Ludwig Erhard hatte dazu eine strikte Meinung, die da lautete: ‚Wir können nicht doppelt soviel verdienen, wie wir an Werten schaffen.‘. Auf meine persönliche Situation heute bezogen müsste es heißen, man kann nicht doppelt so viel essen, wie man energetisch benötigt. Aber leider geht das eben doch. Wenn es so gut ist wie bei Pasquale und wenn man die Freude an Krustentieren nach 30-jähriger Abstinenz wiederentdeckt hat. Das ist übrigens an Silvester geschehen und ich gedenke, alles an Versäumtem nachzuholen.

Pasquales Meeresoase liegt, ich glaube, ich hatte es erwähnt, am Meer. In Ostia. Und dieses Ostia ist ein Phänomen. Aus vielerlei Hinsicht. Es ist zunächst von einzigartiger Scheußlichkeit. Man möchte nicht glauben, dass eine historisch und touristisch bedeutende Stadt wie Rom sich ein derart nichtssagendes, gar verwahrlostes Strandbad leistet. Gerade vom Seebad einer Großstadt, die Jahr für Jahr unter ziemlicher Hitze leidet, würde man sich doch etwas mehr Schönheit oder Sorgfalt in der Zuflucht am Meer erwarten. Aber Fehlanzeige! Abgerissene Häuser,  kaum Hotels, schäbige Bäder, una vergogna, wie der gemeine Italiener sagen würde, eine Schande. Ich komme gar nicht darüber hinweg, wie die römischen Strand- oder Seeorte aussehen. Es tut mir körperlich weh, zu sehen, dass die Römer hier ihre Ferienwohnungen haben oder ihre Kinder mit dem Bus in den großen Ferien her schicken. Es ist mir schlichtweg ein Rätsel wie so Vieles in diesem wunderbar verkommenden Land.

Gerade in diesen Tagen irren wir ratlos durch die verschmutzten Straßen und wundern uns, warum nicht mal einer der Ladenbesitzer einen Besen zur Hand nimmt und vor seinem Geschäft fegt. Im Privaten habe ich das Wundern längst aufgegeben. Spätestens als ich in meiner Anfangseuphorie vor fünfzehn Jahren versucht habe, unsere Nachbarn zum Streichen des Treppenhauses zu bewegen. Farbe hatte ich kostenlos versprochen und fand meinen Plan, dass jede der drei Parteien pro Etage ihren Treppenaufgang streicht, durchführ- und zumutbar. Freundliches Desinteresse war die Antwort. Wer also hält das Land am Laufen? Das Essen? Das Wetter? Die Mafia? Es wird mir ein ewiges Rätsel sein.

One thought on “Das Meer verlockt und wirft Fragen auf

  1. Dazu kann ich nur sagen, liebe, sehr verehrte Bloggerin, wir können nicht überall sein. Es ist ehrlich gesagt ein Saustall! Auch wie Erwachsene einfach ihren Dreck neben die riesengroßen Müllcontainer werfen. Ich möchte beileibe nichts gegen unsere ausländischen Mitbewohner in unsrer kleinen, von Römern gegründeten Stadt sagen, aber ich habe festgestellt, wer seinen Papiermüll im Aufzug liegen lässt, ist nicht deutsch. Diese Leute vergessen nämlich gerne mal ihren Papiermüll auf an sie adressierte Werbepost zu untersuchen. Man hat ja festgestellt, ein sauberes Umfeld wird nicht so leicht verunreinigt, wie eines, das ohnehin schon vor Müll strotzt. Das würde bedeuten, ich müsste ständig einen Besen mit mir führen und ein wenig kehren.
    Hier in Rom bereitet es Unbehagen zu sehen, wie schnell es in und mit Italien bergab geht. So schade. Ich hoffe auf den Sommer, wenn der Orleander blüht, alles grün ist, dann schaut man nach oben und freut sich.

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