Gestern Abend kam der Film, bei dem ich nachts um drei problemlos als Synchronsprecherin einspringen könnte. Bei dem man lernt, dass Erdbeeren den feinen Geschmack des Champagners unterstützen, ein Fuß so lang wie die Elle ist und ein Lamborghini mit einer H-Schaltung ausgestattet ist. Der Film mit einem strahlend schönen, jungen Richard Gere. Der neben der ebenso strahlend hübschen Julia Roberts auf Mörderhighheels noch stattlich und groß wirkt. Hach, was hab ich mir für Berufsalternativen ausgemalt, als ich diesen Film während meines strohtrockenen BWL-Studiums gesehen habe. Geht doch auch anders, wenn man das Herz am rechten Fleck hat. Wozu all das Studium? Warum Deckungsbeitragsrechnung? Wozu Buchhaltung? All you need is love. And luck.
Ich war natürlich wie die meisten anderen Mädels zu dieser Zeit heillos in Richard Gere verliebt. Wie gerne hätte ich ihn getroffen. Aber wie groß sind die Chancen, dass er mal zufällig durch die Maximiliansstraße in Augsburg läuft? Eben. Als ich dann Jahre später mit meinem Mann in New York war und wir von einer langen Sightseeingtour ins Hotel zurückgekommen waren, bemerkten wir einen großen Wirbel bereits in der Eingangshalle. Wir waren damals noch recht jung und – man möchte nicht protzen – gutaussehend und so sind wir trotz Turnschuhen und Daunenjacken in ein veritables Blitzlichtgewitter geraten. Aber wer will das schon in Turnschuhen, wo die Ausgehroben nur elf Stockwerke entfernt im begehbaren Kleiderschrank hängen? Eben. Also nichts wie hoch, umziehen. Schließlich war unten irgendeine jährlich stattfindende Preisverleihung im Gange. Mein Mann wollte nicht, also bin ich alleine runtergesaust. Das war ein Risiko, weil ich nur so wenig Menschen erkennen kann, mit oder ohne Brille. Sie müssten schon genauso aussehen wie das letzte Mal als ich sie gesehen habe. Und am besten genau neben mir sitzen. Und sich vorstellen.
Als ich gedankenversunken aus dem Aufzug gestürmt bin, hätte ich aus Versehen fast einen zarten kleinen Mann umgerannt. Und weil mir die Frau, die kurz hinter ihm lief, bekannt vorkam, habe ich mich umgedreht und was soll ich sagen? Das war Richard Gere. Mein Eduard Louis. So winzigklein und zart. Ein Elend. Ich glaube, ich habe auf dem Absatz kehrt gemacht und bin wieder hoch zu meinem eigenen stattlichen Mann. Das bringt doch alles nichts. Träumen soll man nicht nachjagen, sondern sie genau so lassen, wie sie sind. Führt nur zu Verdruss. Und deshalb möchte ich mir – obwohl man sie mir von allen Seiten aufzudrängen versucht – keine aktuellen Bilder von Colin Firth ansehen. Noch so einen Schock vertrage ich nicht. Jetzt eh nicht mehr, habe mein Studium abgeschlossen. Lohnt sich nicht mehr. Brauche keine Alternativen mehr.
Möchte ja auch nicht zu frech sein, aber in unserem Alter sollte man bei dem Altbewährten bleiben! Diese Illusion hat nur seinen Reiz, wenn man jung ist da glaubt man doch wirklich, einem gehört die Welt und nichts kann einem passieren. Außer man trifft Richard Gere! Und wie lange haben wir unseren Mr. Right gesucht, viele Frösche mussten wir küssen, um den Richtigen zu finden. Wer ist denn der Richtige? Auch ein Richard jammert rum, wenn er krank ist, ist genervt, wenn seine Frau ständig irgend etwas von ihm möchte! Gut, ich höre jetzt auf, merke gerade, dass ich mir meine Illusionen nehme und kann womöglich nie mehr Pretty Woman anschauen! Wie leicht es doch ist, in eine Fantasiewelt zu flüchten, das wissen doch eh nur wir Frauen oder?
Ganz so einfach ist das nicht, heute zu antworten, ich hab die Tastatur nicht und brauch sie auch nicht. Ich reg mich schon immer auf, wenn ich die Bunte im Netz anschaue und da diese aufgestellten Mausbollen mit ihren Bügeleisen an den Füssen sehe. Die sehen doch alle zu lustig aus. Egal, was sie anhaben, doof. Man kann sicher von der Körpergröße auch auf diesen Berufszweig schließen. Hin und wieder eine kleine Person ist ja o K., aber die wirklich Schönen sind ab 175 cm zu finden. Elegant sind die großen Frauen und Männer. Die sind auch alle klarer im Kopf und haben keine Profilneurosen.