Geliehene Freude

Als Augsburger bin ich ja eher ein Haber als ein Mieter oder Ausleiher. Wir Augsburger zahlen nicht gerne Miete, leihen uns nicht gerne Dinge und auch mit dem Verleihen haben wir es nicht so. Als wir letztes Jahr wieder mit dem Skifahren angefangen haben, haben wir uns aus Vernunftgründen dazu entschlossen, Ski erst mal auszuleihen. Man weiß ja nicht, ob es noch Spaß macht, klappt, was für neue Skimodelle es so gibt und so weiter und so fort. Im Urlaub leihen wir uns auch schon mal ein Auto aus und in putzigen Gegenden eine Vespa oder einen Buggy (was übrigens einer der größten Späße überhaupt ist, hätte ich nicht gerade da ein gebrochenes Bein gehabt, wäre es sogar noch lustiger gewesen!). Aber an sich ist leihen nichts für mich.

Ich bin da traumarisiert, denn als ich mit ungefähr 16 Jahren ein einziges Mal etwas von meiner Mutter ausgeliehen hatte, ein zitronengelbes Sweatshirt von Esprit, was damals eine nagelneue, superschicke Marke war, bin ich an der Bushaltestelle in eine Art Bandenkrieg geraten und habe einen Feuerwerkskörper abbekommen. Ich hatte nicht so sehr Angst um meine versengten Haare, sondern um das blöde Sweatshirt, das auch tatsächlich Brandflecken und -löcher abbekommen hat. Ähnlich war es mit dem Golf – ebenfalls von meiner Mutter -, auf den mir bei der ersten Fahrt prompt einer drauf gefahren ist. Einfach ärgerlich. Von verliehenen Büchern, die man nie zurück bekommt, mag ich gar nicht anfangen und beim Geld verleihen gilt für mich die goldene Regel: Verleih nur, was Du auch verschenken könntest.

Natürlich kann auch ich mich den aktuellen Trends in Großstädten nicht verschließen, wie zum Beispiel das Navigo in Paris, mit dem man Fahrräder und auch Elektroautos an vielen Stellen in der Stadt mieten kan. Boote auf Seen leiht man natürlich auch, wäre ja idiotisch, beim Spazierebenen immer ein Boot mit sich herum zu schleppen, weil ja irgendwo ein See kommen könnte. Oder Segelyachten. Oder Kleinbusse. Ich habe heute eine wunderbare Erfahrung mit dem Ausleihen eines Hundes gemacht, weil sowohl ich als auch der Hund gerne spazieren gehen und ich keinen Hund habe und die Besitzer nicht viel Zeit. Beide waren wir ein wenig aufgeregt, aber es hat alles prima geklappt und nach einer Stunde Spaziergang in herrlichster Frühlingssonne habe ich das liebe Tier wieder zurückgebracht. Alle waren froh. Leihen hat doch gute Seiten.

2 thoughts on “Geliehene Freude

  1. Ich weiß es nicht, welches Wort auf das passt, was ich bin und beim leihen empfinde. Ich kann das nicht. Ich will mein Kind, mein Pferd, meinen Hund, meine, ach was weiß ich noch alles. Andere können dann meines gerne streicheln, aber nicht mehr. Nach dem Reiten verschiedener Schulpferde war es mein höchstes Glück sagen zu können, das ist mein Pferd. Eingeschränkt habe ich schon mal bessere Reiter drauf gelassen, aber nicht gerne. Am allerliebsten mochte ich meinen Jumbo. Der mochte nämlich außer mir niemanden. Das behaupte ich einfach. Aber es ist wahr. Einmal als ich zu ihm kam, war er ganz verwirrt, auf Nachfragen, was denn vorgefallen sei, sagte man mir, man hätte in seine Box gemusst, weil er die Tränke runtergetreten habe. Das kann doch mal passieren, da muss man doch nicht ein ganzes großes Pferd so erschrecken. Er war schon sehr groß, weiß und hätte am liebsten sein Leben auf meinem Schoß verbracht. Sowas kann man doch nicht herleihen, auch nicht zum Gassigehen. Also wirklich, er mochte wirklich nur mich und vielleicht den, der ihm morgens und am Abend den Hafer und das Heu gebracht hat.

  2. Das mit dem Leihen ist so eine Sache. Alle Dinge, die man sich so anschafft, haben ja eine besondere Bedeutung und man hat sie irgendwie gern! Nun war ich ja unterwegs und habe mir ein Fahrrad geliehen und das war ein sehr schöner Tag! Das mit dem geliehenen Hund ist doch perfekt, allen ist gedient und sie sind zufrieden. Leider schaffen sich Leute Hunde an und haben dann keine Zeit, das find ich viel schlimmer. Ich weiß noch, dass die liebe Bloggerin mir mal für eine Hochzeit ein Kleid und einen Blazer geliehen hat. Das fand ich toll, ich hatte aber furchtbare Angst, dass etwas passiert. Ich glaube, sie meinte auch, dass sie das noch nie gemacht hat! Das war wirklich ein Freundschaftsdienst. Heute gehe ich lieber mit ihr bummeln und bin auch gerne ihre Anziehpuppe!

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