Austern

Mein allerliebster Ivano, seines Zeichens Fisch und zugleich Fischhändler in Rom, hat sich so sehr gefreut, dass ich ihn von der Fahrt aus angerufen habe, um mich nach der aktuellen Fischsituation zu erkundigen. Gut, dass ich das getan habe. Offenbar war die gierige Dottoressa von gegenüber schon vor mir da und hat zugeschlagen. Es waren nur noch zwei Spiegola zu je 1,2 Kilo im Angebot. Die hab ich mir gesichert und geschworen, dass wenn ich es nicht mehr am selben Tag schaffe, ich sicherlich am nächsten käme. Das alles hat ihn so gerührt, dass er uns sechs Austern geschenkt hat, die uns als schwäbische Mittelstandsfamilie zunächst mal vor ernste Probleme gestellt hatte.

Wie kommt man ihnen bei? Wie kommt man an sie ran? Hier behilft man sich entweder mit dem Instinkt oder Youtube. Beides hat meinen Vater nicht davon abgehalten, sich den Schraubenzieher in den Handballen zu rammen. Egal, das Ergebnis scheint den Ärger wert gewesen zu sein. Keiner hat sich vergiftet, an einer Perle verschluckt oder Sonstiges. Ich kann mich erinnern, dass wir vor vielen, vielen Jahren über Silvester in Südafrika waren und an Neujahr haben sich alle am Strand getroffen. Gruppen von Freunden und Familien sind über die Klippen balanciert, Körbe über dem Arm, aus denen Champagnerflaschen herausgeragt sind. Sie sind zu den Klippen, haben die Austern abgebrochen und sie direkt dort gegessen.

Dort hat es mir schon leid getan, dass ich kulinarisch so wenig experimentierfreudig war. Ich fand das den Gipfel des Glamours, hätte aber nur den Champagner trinken können, weil ich allein den Gedanken, etwas Lebendiges zu schlucken fürchterlich fand und auch noch finde. Ich habe in dieser Hinsicht seit Anfang des Jahres große Fortschritte gemacht. Konnte ich bis vor ein paar Monaten noch keine Tiere essen, die komplett und mit Augen vor mir liegen, ist es mir nun ein Leichtes, eine Hummerplatte – egal wie – zu vertilgen. Erstaunlich an all den Tieren finde ich nach wie vor, wie viel Werkzeug es braucht, um an das eigentliche Essen heranzukommen. Offenbar ist es von der Natur nämlich wohl doch nicht vorgesehen, sie zu essen. Eine Birne stellt sich jedenfalls nicht so an.

5 thoughts on “Austern

  1. Gebe zu, bin kurz vor dem Brechreiz wenn ich an dieses glibberige Zeug denke. Ich dachte in einem Urlaub an der französischen Atlantikküste, man müsse diese Meeresfrüchte probieren, wenn man scho mal da ist, wo sie frisch aus dem Meer kommen. Ich also tollkühn welche bestellt, mein weltgewandter Mann natürlich auch, wir haben uns nichts anmerken lassen und sie gegegessen oder besser heruntergewürgt, ja weil auch ich Schwabe bin: was man bestellt hat wird auch gegegessen. Soviel Zitrone gibt es gar nicht und Champagner hatte ich auch keinen, vielleicht braucht man den ja zwingend dazu und ich wusste das nicht. Na ja, jetzt hab ich an der Ostsee das Gleiche gedacht. Wenn die hier gerade fangfischen Hering überall anpreisen, dachte ich, nun ja, probier ich ihn halt mal gebraten mit Bratkartoffeln und Zitrone. Das hätte mich schon stutzig machen müssen. Also was soll ich sagen? Nachdem ich darin herumgestochert habe und die Gräten beim besten Willen nicht herauspopeln konnte, habe ich es sein lassen und die Bratkartoffeln wollte ich dann auch nicht mehr. Ich gratuliere der lieben Bloggerin für Ihre mutigen Essexperimente und nehme in Zukunft immer ein Glas Champaner dazu.

    • Ist mir doch wieder sonnenklar, warum ich die Prunkschaf und Dich, Mare immer wieder am liebsten aus den momentan täglich zu Dutzenden eintrudelnden Schlitzaugenkommentaren heraus fische. Weil ihr genau solche Spießerle seids wie ich auch. Ich habe nämlich KEINE Austern gegessen. Dafür heute einen Rotweinbraten, der meine sämtlichen Rotweinreste der letzten Wochen in sich aufgesaugt hat und das Beste draus gemacht hat. Eine so kluge Verwertungsmöglichkeit gibt es kein zweites Mal und wer immer diesen Schwachsinn erfunden hat, dass man denselben Wein zum Einlegen wie zum Trinken verwenden sollte, hat genauso einen an der Waffel wie Derjenige, der auf sandiges, lebendes Meerwasser steht. Frohe Ostern!
      P.S. ich bin dennoch sehr froh, dass die Tiere nicht umsonst sterben mussten und ich kühne Verwandte haben, die sich geopfert haben. Die müssen sie aber auch nicht oft haben hieß es.

  2. Das stimmt, aber wer will schon Birnen, wenn er Hummer haben kann. Ganz ehrlich alle diese Tiere esse ich nur, wenn sie vom Fachmann für mich vorbereitet wurden und mir so der brutalere Akt erspart bleibt. Ausnahme sind die Garnelen, mit denen werde ich fertig. Austern, das geht völlig an mir vorbei, brauche ich nicht, denn wenn ich Meerwasser mit Sand schlucken will, muss ich nur baden gehen. In den vergangenen 70 Jahren habe ich im Schnitt alle 20 Jahre eine Auster gegessen und ich kann mit Fug und Recht behaupten, sie schmecken mir nicht, genauso wie mir warmes Gelberübengemüse mit heller Einbrenne nicht schmeckt oder Beoufalamode. Grauenvoll.
    Fisch esse ich am liebsten, wenn er mir von der sehr verehrten Bloggerin gemacht und con amore serviert wird, aber sonst bin ich als Bayer nicht an derartige Lebensmittel gewöhnt. Ich weiß gar nicht, ob in den beiden Flüssen, die unser römisches Feldlager durcheilen überhaupt Fische leben. Werde mich nach Fertigstellung dieser Antwort sofort mit der Sache auseinandersetzen. Und das ist jetzt.

  3. Also, es gibt hier Fische in Walgröße. Wahnsinn, Huchen, Barsche, Forellen,……Namen die ich noch nie gehört habe, aber diese Fische werden rund um Augsburg bis zu 50 cm lang und sehr schwer.

  4. Ja Wahnsinn da bleib ma doch lieber bei der basischen Leberkässemmel, da weiß man wenigstens, was man isst.

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