Erpressungen sind ja eine ganz schändliche Art, mit Menschen in Kontakt zu treten. Die Werbung von Seitenbacher aber auch. An der Erpressung, die wohl letzten Oktober stattgefunden hat, ist nur ein Detail unverständlich (alle Erpressungen sind recht unverständlich, aber das besonders): Der Erpresser hat Geld gefordert. Wo doch ganz Deutschland nichts Anderes als die Absetzung der Werbung möchte. Ich denke, dass ich mich in guter Gesellschaft befinde, wenn ich sage: das ist die einzige Werbung, bei der ich blitzschnell das Radio leiser drehe und auch wenn Werbung wirkt und ich das Müsli natürlich kenne und mir auch klar ist, dass es bei Werbung nicht darum geht, dass sie uns gefällt, sondern aufs Produkt aufmerksam macht, ich habe und werde niemals ein Müsli dieser Marke kaufen. Auch kein anderes Produkt!
Es gibt einfach Prinzipien, denen muss man treu bleiben. Und seit ich vor Jahren gelesen habe, was bei den Fleischlieferanten von Mc Donalds zum Teil passiert, gehe ich nicht mehr hin. Auch nicht, um mir eine Cola oder fleischfreie Pommes zu kaufen. Ich mag es einfach nicht, ein solches Unternehmen zu unterstützen. Auch nicht mit einem Euro. Wofür ist man eigentlich konsequent? Mc Donalds wird es vermutlich völlig egal sein, ob ich mein Wasser künftig im Supermarkt kaufe und Seitenbacher ist auch ohne mich zum Millionär geworden. Konsequent ist man also in erster Linie für sich selbst. Das hat den Vorteil, dass man auch entscheiden kann, wann es genug ist mit der Konsequenz.
Leider ist das die Krux bei vielen Diäten oder Sportvorsätzen. Die ersten Wochen zieht man es mit eisenharter Konsequenz durch und dann fällt ein Stein in der Mauer und schon ist sie instabil und bröckelt zusammen. Ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe mir gerade ein Croissant gekauft, obwohl ich weiß, dass es überhaupt nicht basisch ist und meinem Säure-Basen-Haushalt gar nicht gut tut. Ach, aber am Flughafen, wenn man ein Mega-Schlafdefizit mit sich herumträgt, zählt das eigentlich gar nicht. Außerdem war die Alternative ein Seitenbacher-Müsliriegel. Also da muss man sich dann für eine Konsequenz entscheiden.
Ich bin froh, dass es Menschen gibt, die genau so denken wie ich. Nicht im Traum würde mir einfallen, von Seitenbacher ein Müsli zu kaufen, obwohl die Regale ja voll davon sind. Auch drehe ich das Radio leiser oder schalte um, wenn die Werbung läuft. Ich finde es schrecklich, dass solche Leute sich die Taschen füllen, wobei wir beim Taschen füllen wären. Mir hat erst kürzlich jemand aus der gut genährten Mittelschicht einen Second Hand Laden der AWO in Bad Honnef empfohlen. Wie man ja weiß,war Bonn die Bundeshauptstadt und da hat man gern am Rhein in Bad Honnef gelebt, wenn man etwas mehr im Geldbeutel hatte. Nun leben da wohl noch die letzten Damen der feinen Gesellschaft und irgendwelche Neureichen und bringen ihre teuren Sachen, die man ja nur eine Saison trägt in diesen Laden. Und dort geht nun die Frau von heute einkaufen, wenn sie sich die teuren Sachen neu nicht leisten kann. Ich war so geschockt, aber muss dazu sagen, dass ich nicht gerne Second Hand einkaufe, auch nicht für die Kinder. Das kostete mich als sie klein waren Überwindung. I mog des einfach net,
von fremden Leuten getragene Sachen anziehen. Na ja, ich verstehe Vieles nicht und diese Gesellschaft, die nur noch aus Käufern besteht, die billig geil findet und sich so superschlau findet, weil sie einen Weg gefunden haben, noch günstiger an alles ran zu kommen. Und wofür? Um etwas darzustellen, jemand zu sein oder was ? Alles nur Äußerlichkeiten. Über MC mag ich gar nichts sagen, wir gehen da nicht oft hin, nur mein pubertierender Sohn steht drauf.
Vor einiger Zeit hatte ich hilf- und wehrlos das Vergnügen, im Auto ein Interview von und mit Herrn Seitenbacher himself zu hören. Er macht diese Werbung Abends im Keller! und spricht sie auch noch selber. Wenn ich mir vorstelle, ich hätte Herrn Seitenbacher an meiner Seite, würde ich mich arg freuen, wenn er im Keller seine Abende zubringt! Ich hätte ihm den Keller gemütlich eingerichtet, so dass er auch noch die Tage dort verbringen kann. Das hält doch niemand aus! Also, ich bin kein Müslifreak und Diäten kann ich sowieso nicht machen, zwengs meiner ausgeprägten Freßlust.
Es stimmt natürlich, dass man da unbeugsam und eisern dagegen angehen muß, weil alles andere wäre fraternisieren. Wollen wir ja nicht. Ich habe mich hier in unserem kleinen römischen Dorf über eine Tankstelle so geärgert, dass ich geschworen habe, dort niemals mehr eine Auto waschen zu lassen, zu tanken oder sonst was zu machen und wenn sie Einzigen in Bayern sind! Jetzt muss mein armer Fußballgott, wenn ich dabei bin, durch die ganze Stadt fahren, um sein Auto dort, wo es mir genehm ist, waschen zu lassen! Aber es geht, er mault zwar manchmal, ich glaube auch, er fährt alleine heimlich dort hin, aber ich habe ja geschworen und nicht er. Männer, haben eben keine Zivilcourage und strafen sowas nicht so gerne ab wie ich.
Ich würde den Keller zubetonieren und mir mit dem Müsligeld ein herrliches Leben machen. Einfach entsetzlich diese Werbung, dieser Mensch, alles. Sogar in Paris hat es mich schon heimgesucht, als ich arglos ein Webradio eingeschaltet hatte. Frechheit. Ich darf an dieser Stelle nur kurz erwähnen, dass wir bei der Fischsemmel kläglich versagt haben.