Schöne Tage

Es gibt kaum eine schönere Jahreszeit in Rom als den Januar. Der arme Januar hat es ja bei den Meisten nicht leicht. Er leidet unter dem nachfestlichen Spannungsabfall und erzeugt generell ein permanentes Mario-Götze-Gefühl (der arme Kerl, was soll da noch kommen?). In Rom hingegen kommt er für Deutsche ganz groß raus. Mit wohligem Grausen und falscher Betroffenheit lauscht man dem heimatlichen Wetterbericht und muss sich (völlg zu Recht) anhören, dass das ‚Oh Mann, den Schnee hätte es ja echt nicht mehr gebraucht, aber dafür habt ihr es bestimmt in Kitzbühel schön. Nein, nicht? Oh, das kommt bestimmt noch, ganz sicher!‘ nicht von Herzen kommt, was es auch in der Tat nicht tut. Man ist einfach zu abgelenkt vom Kramen nach der Sonnenbrille und der Cappuccino wird auch kalt. Kann man aber nicht sagen. Irgendwann muss man schließlich wieder heim und da will man nicht mit faulen Eiern beworfen werden.

Heute war so ein perfekter Tag. Er fing mittelperfekt an, weil es genau die sieben Tropfen geregnet hat, die ein frisches schwarzes Auto entstellen können (im gleißenden Sonnenlicht). Dann ein bisschen Arbeit, dann in die Stadt und das auch noch in selbstloser Mission. Inzwischen hat sich die Sonne durchgeschlagen, man hat auf Anhieb in Trastevere einen Parkplatz bekommen, der begleitenden Mutter ging es gut, man hat für die Mutter der Freundin das bekommen, was gewünscht war, danach eine Focaccia mit Mortadella und dann noch einen Cappuccino in ebenjener gleißenden Sonne. Was kann man vernünftigerweise mehr wollen? Gut, am Nebentisch saß ein Kettenraucher, aber schließlich ist es seine Gesundheit und der Geruch in der Sonne ist eigentlich ganz schön.

Tja, und solche Tage gibt es und die muss man im Herzen verschließen, sie einwecken für andere Tage, die eben auch wieder kommen. Hoffentlich gelingt das auch, aber ich bin nicht sooo schlecht im Einmachen oder Marmeladekochen.

2 thoughts on “Schöne Tage

  1. Ich will es nicht beschreien, aber wenn man in Rom nach dem deutschen Winter, was heißt nach? mitten im deutschen Winter, in die Sonne gerät, ist man nur noch beglückt. Egal, wie edel und damit auch teuer das Straßencafe ist, man nimmt den endlich frei werdenden ersten Tisch, der in der Sonne steht, würde am liebsten eine Lokalrunde schmeißen und bestellt sich die Köstlichkeiten, die man auf italienisch sagen kann. Ich habe ja immer das große Glück, dass ich meine persönliche Simultanübersetzerin dabei habe und dadurch immer satt und zufrieden durch Rom wandern kann. Rom im Januar, das machen wir schon seit einigen Jahren, die Sommer lähmen mich zu sehr, es ist mir einfach zu heiß. Jetzt kann und will ich mich vollsaugen mit allen alten schönen Dingen, ich hab sie schon tausend Mal gesehen und fotografiert, aber sie scheinen mir immer wieder neu. Und dann sind da noch diese verführerischen Saldi. Wir brauchen nichts, wir haben alles, bloß keine Schuhe, jetzt doch noch keine Sommerkleider! So stärken wir uns täglich gegenseitig und können dann doch die Tüten kaum schleppen. Diesmal nicht! Handgepäck! Rollator! Und Vernunft! Sowas Dummes passiert auch. Nächstes Mal wieder mit halbleerem Koffer.

  2. Ich weiß nicht, wie ich es einigermaßen nett und freundlich sagen soll….heute lese ich zum ersten Mal den Blog und bin neidisch und missgünstig, die beiden größten Probleme unserer Zeit, wie ich finde. Gestern war ein Tag, an dem wenn man stark selbstmordgefährdet ist, dieses tun würde. Auch Menschen mit Depressionen tun mir leid, weil dieser Januar einen dermaßen runter zieht. Ich dachte noch vor ein paar Tagen, ach gar nicht so schlimm dieses Jahr aber seit gestern bin ich mitten in meiner Januardepression und wünsche mich nach Rom, spüre förmlich die Sonnenstrahlen. Kenne solche Tage, auch es fällt mir aber wirklich schwer, die konservierten Gefühle heraus zu kramen. Vielleicht darf ich ja auch mal den Januar in Rom verbringen, das wünsch ich mir. Übrigens ich hab mir ein Sommerkleid bestellt, leider ist die Lieferung verzögert, mdi, so wie der Frühling der verzögert ja auch.

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