Das Lerchlein in den Lüften schwebt….

….und singt den Himmel an, vom grünen Feld es sich erhebt und grüßt den Ahaaackersmann. So lautete der Refrain des Lieds, das ich mit acht oder neun Jahren im Chor in unserer großen Stadthalle mit meiner damaligen Singschule vorgetragen habe. An diesen Tag kann ich mich exakt erinnern und das ist besonders, denn Vieles sonst ist mir gänzlich entschwunden. Damals trug ich mein Kommunionkleid, das schon ein wenig eng und vor allem sehr, sehr warm war und weil das so war hat mir meine Mutter einen Tip gegeben, den ich bis heute beherzige: Lass kaltes Wasser über die Innenseite Deiner Unterarme laufen, das kühlt den ganzen Körper. Und so war es. Ich glaube, zusammengefasst – ohne die zahlreichen Präsentationen in meinem Leben – kann ich mich noch an zwei weitere Auftritte erinnern und die waren grauenvoll. Einmal als Engel beim Weihnachtsspiel und einmal als irgendein Römer in einer Betttuch-Toga im Gymnasium. Das war auch noch auf Lateinisch, was den Vorteil hatte, dass nur Herr Kunzemüller wusste, ob man patzte oder nicht.

Warum ich all das schreibe? Weil ich gestern wahnsinnig spontan beim Singen war. Und es einfach wundervoll war. Ich hab gar nicht gewusst, wie mir das Singen gefehlt hat. Ich meine jetzt nicht das fröhliche Mitkrähen im Radio oder auf Festen, ich meine das wirkliche gemeinsame Singen, auf andere hören und mit ihnen in einem Chor verschmelzen. Das ist ein Gemeinschaftserlebnis, das mit nichts zu vergleichen ist. Und wie die liebe Bekannte, die mich mitgenommen hatte sagte, man kann dabei an nichts anderes als das Singen denken. Es ist so gesehen die perfekte Yogaübung, bei der Geist und Körper zusammen sind und nur im Jetzt und vielleicht eine kleine Zeile vorweg sind. Ich bin zwar noch keine Zeile vorweg, weil ich keine Noten lesen kann und generell eher einen Achteltakt nachhinke, um zu wissen, wo’s hingeht, aber die Profis huschen schon mal ein bisschen vor, wie ich gestern bemerkt habe. Es ist ein reiner Frauenchor und schon allein das ist wunderbar. Manche kommen abgehetzt, manche gar nicht, es wird geschnattert und – was ich am allerschönsten finde – bei manchen Liedern steht man um den Flügel herum. Das ist sooooo toll!!!

Als ich vor einigen Tagen sehr spontan gesagt hatte „ui, da komm ich mit!“, hab ich gar nicht weiter drüber nachgedacht, was mich erwarten könnte. Das hab ich dafür gestern getan und mich furchtsam gefragt, ob ich wohl auf einem Podest stehen und vorsingen müsste? Gar nach Noten? Ohne Begleitung? Aber nein, alle sind sich ziemlich ähnlich, man darf eigentlich bei der Stimme mitsingen, die einem liegt und keiner wird geschimpft. Ein Traum. Auch werden große Auftritte geplant und ich habe schon vorgeschlagen, dass für den Fall, dass uns gar niemand hören möchte, man ja immer noch in den Zoo gehen könnte. Das wurde als letzte Notlösung in Betracht gezogen. Jedenfalls wird einmal mehr deutlich, dass Anlagen, die in der Kindheit angelegt, gar gefördert werden, zu den erstaunlichsten Zeiten im Leben reaktiviert werden können. Meine Mutter hat immerhin auch wieder mal getöpfert und es zeigt sich, dass es im Menschen drin steckt, Schönes zu tun und danach zu streben und es zu produzieren. Eigentlich wirklich schön oder?

2 Gedanken zu „Das Lerchlein in den Lüften schwebt….“

  1. Ja wirklich schön. Ich erinnere mich, als ich mal bei einem Mitsingend war, war es genauso: man singt einfach mit und denkt an nichts anderes und die Atmumg stimmt auch. Super, also ich komme gerne zu einem Konzert egal wo !

  2. Mein Problem ist eigentlich, daß ich es liebe zu singen, es aber niemand hören möchte, weil kein einziger Ton paßt. Schade, man müßte alles umschreiben für mich, aber wer macht das schon. Ich kann gut laut und Hand in Hand mit dem Fussballgott singen. Ich brauche keinen Text, ich gröhle ihn mir schon hin , so wie ich denke. Ich finde, die Menschen sind undankbar, und diese ganzen Lerchen und Nachtigallen, vergiss es.

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