Glück ist ansteckend

Am Samstag habe ich etwas Unglaubliches getan. Ich habe ein Fest gefeiert. Für einen Menschen, der niemandem von seinem Blog erzählt und auch ansonsten recht privat ist, kann das, was andere ganz arg wunderbar finden, schon zu einem riesigen Berg werden. Seit eineinhalb Jahren dräut dieses Ereignis nun schon über mir und ich habe alle, wirklich alle Stadien der Angst, Verleugnung, Panik, Flucht, Nichtwahrhabenwollen, Verdrängen – einfach alle – durchlebt. Ganz, ganz selten war leise Freude dabei und die Idee, dass es doch ganz nett werden könnte. Samstag war es dann eben so weit. Um sieben sollte es losgehen. Als um viertel nach sieben noch nicht alle da waren, war ich überzeugt, keiner würde kommen. Mein Mann meinte, mit den 45 Leuten, die um viertel nach sieben schon da seien, könnte man auch schon ganz ordentlich Party machen. Dabei betonte er die 45 recht dramatisch. Er fand es wohl erstaunlich, dass alle so pünktlich waren. Man wird aber auch nicht so alt, ohne dass ein paar Menschen ein kleines bisschen über einen Bescheid wissen. Und ich bin nun mal pünktlich.

Was nach den ersten Momenten der Panik und den Monaten des Fürchtens geschah, hat alle Erwartungen übertroffen, die ich jemals gehabt hatte. Das heißt, sie wurden alle komplett widerlegt. Es kamen zum Einen ausschließlich Menschen, die mir am Herzen lagen, keine Gegeneinladungen oder Bekannte, die man eben einlädt, sondern wirklich nur solche, mit denen ich feiern wollte. Und wie sie dann noch gefeiert haben und sich gefreut haben und sich an mir und den anderen Gästen gefreut haben, hat alles übertroffen, was man sich vorstellen und wünschen kann. Angefangen von der zauberhaftesten Rede, die eine Ehefrau nach so vielen Jahren von ihrem Mann bekommen kann, über den liebevollsten und treuesten Vortrag meiner drei Studienfreundinnen, meiner Mädels, die mich mit einem wahnsinnig schönen Gemälde überrascht haben und das auch noch so einfühlsam durchdacht und präsentiert haben bis hin zum hinreißendsten Singspiel, von dem ich noch lange träumen werde, war einfach alles perfekt. Angeblich sei auch das Essen großartig und ausreichend gewesen. Ich weiß davon nichts, ich habe keinen Bissen runter bekommen. Der DJ hat genau das gemacht, was ich mir gewünscht hatte und die Nachbarn waren entweder alle taub oder nicht da. Keiner hat sich beschwert. Ich habe mir mit meinen Zehncentimeterschuhen nichts gebrochen und dafür, dass ich den ganzen Abend getanzt habe, war das beachtlich.

Was kann man also aus so einem Abend schließen? Manche Sorgen sind unbegründet? Wenn man so lange nicht feiert, freuen die Leute sich über jedes Fest? Glück ist ansteckend, denn je mehr ich mich gefreut habe, desto mehr haben sich alle anderen auch gefreut? Ich habe für mich daraus geschlossen, dass ich wahnsinnig glücklich bin, mir immer wieder die Tränen hochsteigen und ich wahrlich gesegnet mit so vielen zauberhaften Menschen in meinem Leben bin. Gerade weil ich so oft nicht da bin, das Hundertste absagen muss, mit uns nicht immer gut zu planen ist, schätze ich das umso mehr. Viele haben gesagt, „Du wirst auf den Geschmack kommen, jedes Jahr wirst Du jetzt feiern!“, aber das weiß ich sicher, es wird nicht geschehen. Jetzt erst recht nicht mehr. Das ist nicht zu toppen. Es war perfekt. Ich bin sehr, sehr glücklich. Und auch deshalb, weil jetzt mein wunderbarer Alltag wieder einkehrt.